Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Projekt RE-DIRECT (Nordwesteuropa)

Laubbläser
Quelle: miss mafalda, Fotolia.com

Jedes Jahr werden in Nordwesteuropa mehrere Millionen Tonnen Biomasse weggeworfen. Dadurch entsteht ein enormer Aufwand für die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger: Die Biomasse ist häufig stark verunreinigt, sehr uneinheitlich in ihrer Zusammensetzung oder hat einen geringen Energiegehalt. Ziel von RE-DIRECT ist es, die Biomasse aufzubereiten, sie zu verkohlen und die so entstandene Biokohle zu aktivieren.

RE-DIRECT: Aktivkohlefilter aus Biomüll generieren

Jedes Jahr werden in Nordwesteuropa mehrere Millionen Tonnen Biomasse weggeworfen. Dadurch entsteht ein enormer Aufwand für die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger: Die Biomassen wie Grünschnitt, abgemähtes Gras oder Laub, sind häufig stark verunreinigt und sehr uneinheitlich in ihrer Zusammensetzung. Außerdem haben sie aufgrund eines hohen Wasser- und Ascheanteils einen geringen Energiegehalt. Ziel des Projektes RE-DIRECT („Regional Development and Integration of unused biomass wastes as Resources for Circular products and economic Transformation”) ist es, diese Art Biomasse aufzubereiten, sie zu verkohlen und die so entstandene Biokohle zu aktivieren. Aktivkohle ist vielfältig einsetzbar. So findet sie zum Beispiel Verwendung in Luft- und Wasserfiltern.

Weltweiter Handel mit Aktivkohle wächst

Es gibt zwar bereits einige Aktivkohle-Produktions- und Wiederaufbereitungsanlagen in Europa, jedoch werden große Mengen aus Asien eingeführt, um den wachsenden Bedarf zu decken: Deutschland beispielsweise importierte im Jahr 2015 Aktivkohle im Wert von umgerechnet 154 Millionen Euro, im Jahr 2000 waren es noch 61 Millionen. Mit RE-DIRECT möchten die elf Projektpartner dazu beitragen, die Import-Abhängigkeit Europas in diesem Bereich zu vermindern. Die Partnerschaft umfasst neben öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern, Universitäten und Energieagenturen auch Nichtregierungsorganisationen und Bildungseinrichtungen. Die Universität Kassel hat die Federführung im Projekt inne.

Einsatz von Aktivkohle zur Reinigung von Wasser

Im Mittelpunkt steht der Einsatz von Aktivkohle zur Eliminierung von Spurenschadstoffen in Kläranlagen. Die Europäische Union legt großen Wert auf den Schutz der Ressource Wasser. So hat sie zum Beispiel eine Warnliste mit bedenklichen Stoffen herausgegeben, die vermehrt im Wasser zu finden sind. Im Rahmen des Projektes planen die Partner eine dezentrale Aktivkohleproduktionsanlage in Baden-Baden, die getestet und anschließend in Betrieb genommen werden soll. Sie soll aus den regional vorhandenen Restbiomassen ausreichend Aktivkohle produzieren, um die Abwässer der Einwohner von Mikroschadstoffen zu befreien, etwa von Rückständen von Medikamenten, Antibiotika und Hormonen.

Aufbereitung von Restbiomassen

Zunächst analysieren die Partner die Restbiomassen, die Aktivkohleverbrauchswege und die Kläranlageninfrastruktur in den jeweiligen Regionen. In einem nächsten Schritt wird geprüft, inwiefern sich die vorhandenen Restbiomassen für die Herstellung von Aktivkohle eignen. Dafür untersuchen die Partner die gesamte technische Prozesskette. Diese besteht zunächst aus Bergung und Transport der Biomassen. Anschließend werden diese gewaschen, hydrothermal aufbereitet und mechanisch entwässert. Der bei der Entwässerung entstehende Presssaft wird als Rohstoff mit hohem Gasbildungspotenzial in einer Biogasanlage verwendet. Der gewaschene und mineralstoffarme Presskuchen wird verkohlt. Die Biokohle wird anschließend mit Wasserdampf aktiviert.

Untersuchung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit

Was die Wirtschaftlichkeit angeht, so entwickeln die Projektpartner ein Instrument, mit dem regionale Interessenten die ökonomische Machbarkeit des RE-DIRECT Ansatzes in ihrer Region testen können. Die ökologischen Auswirkungen auf Klimawandel, Energieverbrauch, Wasserqualität, Versauerung und Nährstoffanreicherung in Gewässern werden mit einer Lebenszyklusanalyse untersucht. Nicht zuletzt sorgen die Partner dafür, dass auch die Auswirkungen auf die soziale Nachhaltigkeit berücksichtigt werden, wie etwa die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Interview mit Prof. Dr. Michael Wachendorf, Universität Kassel

Warum ist RE-DIRECT beispielhaft für das Interreg-Programm?

RE-DIRECT zielt darauf ab, in Nordwesteuropa ein Entsorgungsproblem zu lösen und gleichzeitig eine größere Unabhängigkeit von in der Regel wenig nachhaltig erstellten Importprodukten zu erreichen. Zudem trägt das Projekt dazu bei, kommunale Abwässer in großem Umfang von Spurenschadstoffen zu befreien.

Was bringt das Projekt RE-DIRECT für Ihre Region?

Das RE-DIRECT Projekt bringt den beteiligten Regionen Vorteile im Bereich der Ökonomie durch eine verminderte Importabhängigkeit und eine höhere regionale Wertschöpfung, im Bereich der Ökologie durch reduzierte Klimagasemissionen und sauberes Abwasser und im sozialen Bereich durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Warum ist es wichtig, dieses Projekt europäisch umzusetzen?

Ungenügende Nutzung der Ressource Biomasse und mit Spurenstoffen belastetes Wasser sind europa- und weltweite Probleme, die sich nicht durch nationale oder regionale Einzelgänge, sondern vielmehr in einer interregionalen Zusammenarbeit lösen lassen.

Vervollständigen Sie den Satz: Wenn das Projekt RE-DIRECT gelingt, werden in zehn Jahren…

…große Mengen regional und nachhaltig erzeugte und klimafreundliche Aktivkohle in zahlreichen Kläranlagen Europas zur Spurenstoffelimination eingesetzt.

Fakten zum Projekt

Kooperationsraum:
Nordwesteuropa
Förderzeitraum:
Interreg VB, 2016 bis 2019
Lead Partner:
Universität Kassel
Konsortium:
11 Partner aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Irland und Belgien
Themenschwerpunkt:
Wirtschaft, Arbeit, Leben
Website:
Projekt RE-DIRECT

Downloads

Prof. Dr. Michael Wachendorf, Fachbereichsleiter für Ökologische Agrar- wissenschaften an der Universität Kassel

Prof. Dr. Michael Wachendorf, Fachbereichsleiter für Ökologische Agrar- wissenschaften an der Universität Kassel