Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Projekt ALPBIONET2030 (Alpenraum)

Tratte Taubensee in der Gemeinde Ramsau, Berchtesgadener Land
Quelle: NPV Berchtesgaden

Die einzigartigen Landschaften und Ökosysteme des Alpenraums stehen durch diverse Faktoren unter großem Druck. Wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind neben Naturschutzgebieten der Verbund von Lebensräumen, die aber häufig durch Autobahnen o.ä. zerschnitten werden. ALPBIONET2030 erarbeitet gemeinsame Werkzeuge und Strategien für einen besseren ökologischen Verbund und unterstützt damit ein überregionales Naturnetzwerk in den Alpen.

ALPBIONET2030: Erhalt der Artenvielfalt durch ein Naturnetzwerk

Im Alpenraum gibt es einzigartige Landschaften und Ökosysteme mit über 43.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten. Allerdings stehen diese sensiblen Lebensräume durch zunehmende Erschließung, Verkehr, den Tourismus sowie durch die Folgen des Klimawandels unter großem Druck. Eine wichtige Rolle für den Erhalt der biologischen Vielfalt spielt neben Naturschutzgebieten der Verbund von Lebensräumen: Viele Arten, wie Hirsche oder Amphibien, wandern regelmäßig. Andere, etwa Wildkatzen und Wölfe, benötigen große Jagd- und Nahrungsreviere. Sie sind zum Überleben auf zusammenhängende Naturachsen angewiesen. Gegenwärtig sind diese aber häufig durch Autobahnen oder landwirtschaftlich genutzte Flächen zerschnitten. Hier setzt das Projekt ALPBIONET2030 an: Es erarbeitet gemeinsame Werkzeuge und Strategien für einen besseren ökologischen Verbund und unterstützt damit ein überregionales Naturnetzwerk in den Alpen.

Analyse von Barrieren

Unter der Federführung von ALPARC, der Dachorganisation der Schutzgebiete in den Alpen, arbeiten dafür 15 Partner aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und der Schweiz zusammen, darunter vor allem Nationalparks, Forschungsinstitute sowie Landschafts- und Jägerverbände. Es geht darum, Barrieren zu identifizieren, die den ökologischen Verbund und den genetischen Austausch zwischen lokalen Populationen im Alpenraum behindern. Dies geschieht mit Hilfe einer Software, die sich auf Geoinformationssysteme (GIS) stützt. Dabei kann auf Ergebnisse des Vorgängerprojektes Econnect zurückgegriffen werden.

Wildtiermanagement

Die Projektpartner arbeiten an einer alpenweiten Strategie für ein besseres Wildtiermanagement und an einer besseren Abstimmung der Politikbereiche, die damit in Verbindung stehen, wie etwa Jagd, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus oder räumliche Entwicklung. So sollen ganz konkret bestimmte Gebiete als Wildtierkorridore festgelegt werden. Mit der Standardisierung gerichtsmedizinischer Methoden wollen die Partner schlagkräftiger gegen Wilderer vorgehen. Bei der Bevölkerung soll für eine Akzeptanz des ökologischen Verbundes geworben werden: Gerade die Rückkehr von Arten wie Fischotter, Biber, Wolf, Bär und Luchs ist häufig begleitet von starken Interessenskonflikten. Hier gilt es, praktische Lösungen zu finden.

Strategische alpine Naturschutzgebiete festlegen

Weiterhin wird ein alpenweites System von strategischen alpinen Schutzgebieten („Strategic Alpine Connectivity Areas – SACA“) entwickelt, das die potentiellen Gebiete für ökologischen Verbund im großen Maßstab ausweist. Dabei werden auch Planungskriterien definiert und priorisiert. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Alpenkonvention und soll die Alpen als eine Modellregion für den ökologischen Verbund etablieren.

Einbettung in andere Strategien

ALPBIONET2030 erarbeitet seine Maßnahmen in Anlehnung an die EU-Strategie der Grünen Infrastruktur. Hinter dem Begriff steckt der Gedanke, dass Ökosystem-Dienstleistungen – etwa sauberes Trinkwasser oder Auen als natürliche Hochwasservorsorge – ebenso wichtig sind wie „graue“, also technische Infrastruktur. Zudem trägt das Projekt mit der Entwicklung der „SACAs“ zur Umsetzung der EU-Strategie für die Alpenregion (EUSALP) bei und ist eingebettet in den Ökoplan Alpen 2020 des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz sowie in das Bundeskonzept Grüne Infrastruktur.

Interview mit Carolin Klar, Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Warum ist ALPBIONET2030 beispielhaft für das Interreg-Programm?

Es dient dem grenzüberschreitenden Ausbau ökologischer Vernetzungssysteme im gesamten Alpenraum und fördert gleichzeitig überregionale und regionale Vorhaben. Außerdem werden Stakeholder aus verschiedenen Bereichen in den Entwicklungs- und Durchführungsprozess integriert.

Was bringt das Projekt ALPBIONET2030 für Berchtesgaden?

Wir möchten verfallene Hutweide-Flächen reaktivieren, die zur traditionellen Landschaftsnutzung im Raum Berchtesgaden zählen. Diese hier einzigartigen Tratten und Ötzen sind Relikte einer speziellen Beweidungsart mit lichtem Baumbestand. Sie tragen zum Natur- und Kulturlandschaftsschutz bei und werten gleichzeitig die landschaftliche Ästhetik auf, was auch für den Tourismus von Bedeutung ist. Neben weiteren landschaftspflegerischen Maßnahmen vernetzen wir im Rahmen des Projektes Akteure aus Jagd, Tourismus, Sport etc. für eine möglichst konfliktarme, naturverträgliche Landschaftsnutzung.

Warum ist es wichtig, dieses Projekt europäisch umzusetzen?

Die Schutzgebiete im Alpenraum reichen nicht aus, um eine alpenweite ökologische Durchgängigkeit zu gewährleisten. Aufgrund der landschaftlichen Zerschneidung, Industrie und der intensiv oder monokulturell genutzten Flächen ist es umso wichtiger, die Wanderung der Tierarten zwischen und innerhalb ihrer Lebensräume zu gewährleisten – auch über Landesgrenzen hinweg.

Wenn das Projekt ALPBIOINET2030 gelingt, wird in den nächsten zehn Jahren...

...eine alpenweite ökologische Vernetzungs-Strategie bestehen, die einigen Arten die Wanderung in neue Lebensräume ermöglicht. Außerdem wird der Wert, den eine ökologisch durchgängige Landschaft hat, stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert sein.

Fakten zum Projekt

Kooperationsraum:
Alpenraum
Förderzeitraum:
Interreg VB, 2016 bis 2019
Lead Partner:
Netzwerk Alpiner Schutzgebiete ALPARC
Konsortium:
15 Partner aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und der Schweiz
Themenschwerpunkt:
Umwelt und natürliche Ressourcen
Website:
Projekt ALPBIONET2030

Downloads

Carolin Klar, Mitarbeiterin in der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Carolin Klar, Mitarbeiterin in der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden