Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Projekt ACT4PPP (Mitteleuropa)

Besprühte Güterwaggons
Quelle: FabianKoehler/Pixabay

Erfurt, Thüringen, Deutschland. Der Blick schweift über ein verlassenes Industriegelände. Verfallene Backsteinbauten bestimmen die Kulisse. Nichts Ungewöhnliches in einer Region, die geprägt wurde durch ihre industrielle Vergangenheit. Doch heute ist das Bild ein komplett anderes. Offensichtlich war dafür ein ungeheurer Aufwand nötig. Dieser "Herkulesaufgabe" widmete sich ACT4PPP. Das Ziel: Starke Städte und Regionen durch öffentlich-private Zusammenarbeit.

Neue Partnerschaften

Das Leuchtturmprojekt act4PPP

Erfurt, Thüringen, Deutschland. Der Blick schweift über ein verlassenes Industriegelände. Verfallene Backsteinbauten bestimmen die Kulisse. Kaum eine Fensterscheibe ist noch nicht zerbrochen. Keine Menschenseele weit und breit. Könnte sich jemand vorstellen hier zu wohnen oder zu arbeiten oder gar seine Freizeit zu verbringen? Nichts Ungewöhnliches in einer Region, die geprägt wurde durch ihre industrielle Vergangenheit. Maschinen und Fahrzeugbau, Optik und Mikroelektronik, Metallverarbeitung, Glas, Keramik und Spielwaren. Nicht zu vergessen der Braunkohle-, Kali-, und Uranbergbau. Und wahrlich kein Einzelfall bei 7.200 Industriebrachen, die sich in Thüringen finden lassen. Tendenz steigend. Aber hier ist die Geschichte nicht zu Ende. Die obige Beschreibung verdeutlicht ziemlich genau den Zustand des ehemaligen Optima Büromaschinenwerks in Erfurt. Oder besser: Verdeutlichte den Zustand dieser Industriebrache in Folge des Strukturwandels nach der Wende. Heute ist das Bild ein komplett anderes. Offensichtlich war dafür ein ungeheuerer Aufwand nötig. Aber wie lässt sich eine solche „Herkulesaufgabe“ bewältigen? Mal sehen...

Starke Städte, starke Regionen

Den Herkules müssen hier in der Regel öffentliche Institutionen ersetzen. Sie sind verantwortlich für die Grundversorgung der Allgemeinheit und werden dabei mit unterschiedlichsten Anforderungen und Verantwortlichkeiten konfrontiert. Bei aller Vielfältigkeit dieser Aufgaben hat sich eine Maßnahme bewährt – die Suche nach einem privaten Partner, um mit diesem auf verschiedene Art und Weise zu kooperieren. Hier setzt das EU-geförderte Projekt act4PPP – Transnational Action for Public Private Partnerships – an, indem es öffentlichen und privaten Partnern aus Mitteleuropa eine Plattform bietet, Know-how und Erfahrungen auszutauschen und erste Pilot-Aktivitäten vor Ort durchführt. Das Ziel: Starke Städte und Regionen durch öffentlich-private Zusammenarbeit. Bei dieser Art von Vorhaben ist eine europaweite Ausschreibung die Regel. Und damit nimmt auch die Realisierung in grenzüberschreitenden Partnerschaften zu. Nicht verwunderlich also, dass die Bundesvereinigung der Landes- und Stadtentwicklungsgesellschaften e. V. (BVLEG) hierin einen geeigneten Anlass für ein INTERREGB-Projekt sah. Bereits in einem früheren Projekt beschäftigte sich die BVLEG mit integrierten regionalen Entwicklungskonzepten. Eines der Ergebnisse dieses Projekts war die Erkenntnis, dass für die Umsetzung dieser Kozepte häufig Finanzierungsmodelle in Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft nötig waren. So war die Idee für das Folgeprojekt act4PPP geboren.

Starke Zusammenarbeit

Ziel von ACT4PPP ist das Einbeziehen privater Akteure in die Realisierung räumlicher Entwicklungsprozesse. Das Projekt bietet eine Lern- und Austauschplattform für Städte und Regionen. Die 12 lokalen Pilotprojekte dienen dabei als Anhaltspunkte und Know-how-Träger. Sie geben Hilfestellung bei der zielgerichteten Anwendung von PPP als effizientem und nachhaltigem Instrument für lokale und regionale Entwicklungsprozesse. Die daraus resultierenden Erfahrungen und Ergebnisse werden in einem so genannten Frameworkpaper und verschiedenen Länderleitfäden zusammengefasst. Diese bilden eine solide und nachhaltige Grundlage für andere zukünftige PPP-Vorhaben. Im Gesamtprojekt wird ein enger Austausch mit lokalen Behörden und Ministerien der beteiligten Länder angestrebt, um eine leichtere und schnellere Abwicklung der PPP-Vorhaben zu ermöglichen. Neben zahlreichen Seminaren, Konferenzen und Workshops in den beteiligten Ländern wird so ein PPP-Kompetenznetzwerk etabliert, welches über die Projektzeit hinaus nachhaltig zusammenarbeiten soll. So betont auch Roman Petrusek, Geschäftsführer der BVLEG, „dass es v. a. wichtig ist, das Projekt nachhaltig zu gestalten und auch über den Förderzeitraum hinaus einen Mehrwert für die Projektpartner sowie PPP-Interessierte sicherzustellen.“

Starke Partner

act4PPP will kommunale Einrichtungen fit machen für PPP. Sie sollen in die Lage versetzt werden zu entscheiden, ob und in welcher Form PPPs bei lokalen Projekten geeignet sind. Dieser Lernprozess ist entscheidend. Zu vielfältig sind die Möglichkeiten. Hinzu kommt die starke Prägung durch europaweit geltende Regelungen und Gesetze. So ist es unerlässlich hier grenzüberschreitend mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten. Selbstverständlich ist das nicht. Gerade in verschiedenen osteuropäischen Ländern wurden negative Erfahrungen in diesem Bereich gemacht. Viele Bedenken konnten aber bereits ausgeräumt werden und erfolgreiche Beispielprojekte überzeugten. Es wurde ein gemeinsames Verständnis von PPPs entwickelt. Und es bewegt sich etwas. Verschiedene Länder sind bereits dabei, nationale PPP-Stellen einzurichten und national gültige Vorgaben zum Umgang mit PPPs zu erstellen. Die Rahmenbedingungen verbessern sich. Neue PPP-Modelle werden entwickelt. Pilotprojekte verdeutlichen die Vielfalt der Möglichkeiten. Der Wissenstransfer funktioniert. Die Partnerschaften wachsen. Die Partner werden stärker. Und hier sind wir wieder bei den Erfurter Optima Büromaschinenwerken angelangt. Heute beherbergt das Gelände das Justizzentrum Erfurt. Es wurden nicht nur moderne Büroräume für 500 Mitarbeiter geschaffen, sondern auch 23 Gerichtssäle und damit ein neues Zuhause für eine ganze Reihe Thüringer Justiz-Einrichtungen. Dank einer starken öffentlich-privaten Zusammenarbeit. PPP eben.

Interview mit Franziska Hellmer von der BVLEG

Die Bundesvereinigung der Landes- und Stadtentwicklungsgesellschaften e. V. ist Leadpartner im Rahmen von act4PPP.

Frau Hellmer, Was war das größte Erlebnis, das Sie im act4PPP Projekt hatten?

Das erste Projekttreffen mit allen beteiligten Partnern. Dieses war insofern besonders und spannend, als es gezeigt hat, ob nicht nur die inhaltliche Projektstruktur sinnvoll ist und funktioniert, sondern auch die Personen, die dahinter stehen, ein verlässliches Netzwerk bilden. Ohne dass sich alle Partner im Vorfeld kannten, war sofort eine Vertrauensbasis vorhanden, auf der wir nun erfolgreich arbeiten können.

Welche besondere transnationale Komponente trägt das act4PPP Projekt?

PPP ist ein Thema, das sich vielfach über Landesgrenzen hinweg abspielt. Um dies qualifiziert durchführen zu können, ist es besonders für Partner, die noch nicht so viele Erfahrungen in der transnationalen Zusammenarbeit im Allgemeinen gesammelt haben, wichtig zu lernen, wie mit sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Mentalitäten umzugehen ist. Ein transnationales Projekt mit so vielen verschiedenen Partnerinstitutionen und Belangen ist hierfür ein perfektes Umfeld, um in verhältnismäßig kurzer Zeit möglichst vielschichtige Erfahrungen zu sammeln.

Was würden Sie jemandem raten, der ein vergleichbar ambitioniertes Projekt starten und leiten will?

Eine sorgfältig und auch kritisch erarbeitete Partner und Projektstruktur ist ausschlaggebender Punkt für ein erfolgreiches und nachhaltiges Projektergebnis. Planen Sie ausreichend Kapazitäten für die Projektsteuerung ein.

Act4PPP ist INTERREG-Leuchtturm...

...weil diese neue Form der Partnerschaften Entwicklungen ermöglicht, die niemand alleine stemmen könnte;

...weil privatwirtschaftliches Engagement in vormals öffentlichen Betätigungsfeldern zu beiderseitigem Nutzen stimuliert wird;

...weil die durch PPPs ermöglichten Veränderungen sich unmittelbar positiv auf die Lebenswelt der Menschen auswirken.

Projekt: ACT4PPP

Kooperationsraum:
Mitteleuropa
Förderzeitraum:
Interreg IV B, 2008 – 2011
Konsortium:
6 deutsche und 11 internationale Partner
Themenschwerpunkt:
Wirtschaft, Arbeit & Leben
Ziel:
Die Stärkung von Städten und Regionen durch öffentlich-private Zusammenarbeit.

Downloads

Franziska Hellmer, BVLEG

Franziska Hellmer von der BVLEG