Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Projekt INTER-Regio-Rail (Mitteleuropa)

Elektrobetriebszug
Quelle: pixabay

Bezahlbare, komfortable und bedarfsgerechte öffentliche Verkehrsangebote wie sie der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bietet, sind wichtig, um die Mobilität der Bevölkerung zu sichern und die Umwelt zu schützen. Um passgenaue Angebote entwickeln zu können, ist es wichtig, die Fahrgäste in die Planungen einzubinden. Hier setzt INTER-Regio-Rail an: Durch den transnationalen Austausch der regionalen Aufgabenträger des SPNV werden Best Practices zugänglich gemacht und die Entwicklung gemeinschaftlicher Projekte vorangetrieben.

Aus den Regionen auf die europäische Ebene

Das Leuchtturmprojekt INTER-Regio-Rail

Mobilität ist eines der gesellschaftlichen Grundbedürfnisse, deren Bedeutung täglich zunimmt. Sei es im Pendlerverkehr für Arbeit und Ausbildung oder in der Freizeit: Bezahlbare, komfortable und bedarfsgerechte öffentliche Verkehrsangebote wie der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sind wichtig, um die Mobilität der Bevölkerung langfristig zu sichern und gleichzeitig den Anforderungen an Umwelt- und Landschaftsschutz gerecht zu werden. Die europäischen Aufgabenträger des SPNV haben die Aufgabe, die benötigten Betriebsleistungen auszuschreiben, Infrastruktur- und Stationsentwicklungsprogramme ins Leben zu rufen und dabei die Fahrgäste in ihre Planungen einzubinden. Hier setzt INTER-Regio-Rail an: Durch den transnationalen Austausch der regionalen Aufgabenträger sollen Best-Practices zugänglich gemacht und die Entwicklung gemeinschaftlicher Projekte vorangetrieben werden. Gleichzeitig soll die europäische Politik für die Anforderungen des SPNV durch eine fortlaufend gemeinsame Positionsbestimmung zu aktuellen Themen sensibilisiert werden.

Regionale Pilotprojekte

In INTER-Regio-Rail werden auf regionaler Ebene Pilotprojekte mit höchst unterschiedlichem Fokus im SPNV verfolgt. Beispielsweise untersucht der Verband Region Stuttgart im Rahmen einer Studie und einer begleitenden Befragung die Bedürfnisse älterer Menschen im SPNV und hat auf Basis der Ergebnisse einen persönlichen Mobilitätsservice ins Leben gerufen. Er hilft älteren Fahrgästen etwa bei der Nutzung von Fahrscheinautomaten oder dem Transport von mitgeführten Gepäckstücken. Ein weiteres, benutzergruppenspezifisches Pilotprojekt ist bei dem INTER-Regio-Rail Partner Regione Emilia Romagna in Italien zu finden. Dieser hat eine Reihe von Sonderzügen für Fahrradausflügler initiiert und fördert damit den umweltfreundlichen Tourismus in der Region. Die benutzerzentrierte Sicht auf den SPNV setzt sich in der Provinz Südtirol fort. Hier wurden Maßnahmen zur Verbesserung des regionalen Verkehrsangebotes auf Grundlage einer erstmaligen, systematischen Befragung der Fahrgäste erarbeitet und umgesetzt.

Die Stadt Lubin setzt einen ganz anderen Schwerpunkt: Inspiriert durch die Projektpartner, hat sie die Grundlage für die Einrichtung des ersten regionalen Verkehrsverbundes in Polen geschaffen. In der sogenannten Legnica-Głogów-Kupferregion soll ein einheitliches Tarifsystem unter Beteiligung von vier Städten entstehen und so einen einfacheren ÖPNV ermöglichen. Mit den Erkenntnissen aus den regionalen Projekten sollen die politischen Entscheidungsträger auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene in die Lage versetzt werden, die Rahmenbedingungen zur Organisation und Finanzierung des SPNV gezielt verbessern zu können.

Mit dem SPNV grenzenlos unterwegs

Der öffentliche, grenzüberschreitende Verkehr erlangt vor dem Hintergrund der länderübergreifenden Arbeits- und Ausbildungsplätze europäischer Bürger und des zunehmenden Freizeitverkehrs immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Grund hat sich der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zum Ziel gesetzt, ein Konzept für den zukünftigen grenzüberschreitenden Fahrzeugeinsatz zwischen Deutschland und Polen zu entwickeln. Dabei geht es um spezifische Anforderungen an Technik und Verwaltung damit ein ganzheitliches Verkehrskonzept entstehen kann: Angefangen bei der Bedarfsermittlung für Fahrzeuge, für direkte Verbindungen und für Fahrzeugkapazitäten über eine Machbarkeitsstudie mit Blick auf die Anforderungen an Triebwagen, damit diese in beiden Ländern zulassungsfähig werden, bis hin zu administrativen Fragen, wie der Finanzierung und des Eigentums an den Fahrzeugen. Vor dem gleichen Hintergrund hat der Zweckverband Oberlausitz-Niederschlesien darüber hinaus die unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Polen untersucht, um zu klären, wie die Vergabe der grenzüberschreitenden Verkehrsleistungen zwischen Dresden und Wroclaw organisiert werden kann. Diese grenzüberschreitenden Aktivitäten waren für das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Anlass, das Projekt aus dem Bundesprogramm „Transnationale Zusammenarbeit“ zu fördern.

Vernetzung für bessere Rahmenbedingungen

Bis zu dem Projektstart waren die Aufgabenträger für den SPNV in der Regel „Einzelkämpfer“, die auf europäischer Entscheidungsebene nur wenig Gehör fanden. Durch die Vernetzung im Projekt auf Basis zahlreicher Fachexkursionen, Konferenzen und Fachgespräche und das damit geschaffene Vertrauen zwischen den Partnern ist es gelungen, ein Sprachrohr für die Akteursgruppe zu werden. Durch gemeinsame Positionsbestimmungen zu aktuellen Fragen fließen nun die Standpunkte des Konsortiums und der insgesamt 196 Aufgabenträger des Eisenbahnverkehrs in Europa in die Gestaltung der Rahmenbedingungen ein.

INTER-Regio-Rail ist INTERREG-Leuchtturm…

... weil durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit dauerhafte Verbindungen zwischen den Regionen durch den SPNV geschaffen werden, die in Zukunft den sozialen und kulturellen Austausch ermöglichen und vereinfachen werden;

… weil mit Fachexkursionen, Konferenzen und Fachgesprächen dazu beigetragen wurde, dass die Partner und weitere Aufgabenträger des Eisenbahnverkehrs in Europa ihre Projekterfahrungen austauschen und gemeinsam ihre Interessen gegenüber dem Europäischen Gesetzgeber vertreten;

... weil durch die Vermittlung der Ergebnisse der Pilotprojekte und Best-Practices politische Entscheidungsträger in die Lage versetzt werden, die Weichen auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene durch entsprechende Rahmenbedingungen für einen noch besseren SPNV zu stellen.

Interview mit Ludger Sippel, Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV

Was war für Sie im Rahmen des Projekts ein ganz besonderes Erlebnis?

Im Mai 2012 gab es gleich zwei besondere Erlebnisse: Während unseres Partnertreffens haben die Projektpartner den Stand der Pilotprojekte u. a. mit Bildern und der Schilderung der Kundenreaktionen vorgestellt. Für mich ist es sehr spannend zu sehen, wie aus den anfänglichen Ideen und Konzepten nun konkrete Vorteile für die Fahrgäste entstehen: Beispielsweise werden in Stuttgart bereits Senioren bei der Benutzung des SPNV unterstützt, und in Italien verkehren die ersten Fahrradzüge für einen ökologischen Tourismus. Im Anschluss an das Partnertreffen fand die durch uns gemeinsam mit unseren französischen, italienischen und tschechischen Partnern organisierte Konferenz der europäischen Aufgabenträger des SPNV statt. In diesem Rahmen gab es einen erweiterten Erfahrungsaustausch unter den 90 Teilnehmern aus 12 Ländern Europas, der auf sehr positive Resonanz stieß, auch bei den anwesenden Mitgliedern der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments.

Welche besondere transnationale Komponente trägt das Inter-Regio-Rail Projekt?

Bereits jetzt hat sich ein transnationales Netzwerk gebildet, das den Austausch zwischen den Projektpartnern und weiteren der insgesamt 196 Aufgabenträger des SPNV in Europa ermöglicht. Sei es um vor dem Hintergrund ähnlicher Herausforderungen auf europäischer Ebene Stellung zu beziehen, wie anlässlich des 4. Eisenbahnpaketes der EU, oder um voneinander zu lernen, etwa durch den Austausch von Projekterfahrungen. Beispielhaft kann ich hier die detaillierte Kundenzufriedenheitsanalyse unseres Partners Europäische Akademie Bozen (EURAC) aus Südtirol nennen. Sie unterstützt die Provinz als Aufgabenträger bei der Justierung ihrer Qualitätsanforderungen an den SPNV und ist beispielhaft für viele weitere Aufgabenträger des Eisenbahnverkehrs in Europa.

Was würden Sie jemandem raten, der ein vergleichbar ambitioniertes Projekt starten und leiten will?

Das besondere Augenmerk sollte auf der Nachhaltigkeit des Projektes liegen. Das heißt schon zu Beginn des Projektes sollte im Konsortium und mit weiteren geeigneten Partnern darüber nachgedacht werden, wie das Projekt auch nach der Förderung weitergeführt werden kann. Dies ist eine der Herausforderungen auch von INTER-Regio-Rail, und wir führen bereits Gespräche mit potenziellen Mitgliedern eines zukünftigen Netzwerkes von Aufgabenträgern des SPNV in Europa, das die Arbeit unseres Projektes weiterführen kann. Auf praktischer Ebene sollte bei der Konzeption des Projektes der Aufwand für das Projekt- und Finanzmanagement nicht unberücksichtigt bleiben.

Fakten zum Projekt

Kooperationsraum:
Mitteleuropa, INTERREG IV B
Förderzeitraum:
2010 – 2013
Konsortium:
9 Partner aus Deutschland, Italien, Polen und Tschechien
Themenschwerpunkt:
Mobilität und Verkehr
Ziele:
Verbesserung des Schienenpersonennahverkehrs in Mitteleuropa

Downloads

Ludger Sippel, Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV

Ludger Sippel, Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV