Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Projekt COBEN (Nordseeraum)

Symbolische Unterzeichnung des ersten Rohrstücks des Nahwärmenetzwerkes im belgischen Eeklo durch Planer, Investoren, Kommune und Politik
Quelle: Region Ost-Flandern

Die Zusammenarbeit verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ist ein wichtiger Motor des Wandels hin zu nachhaltigen Energiekreisläufen: "Civic Energy", darunter versteht man dezentrale Lösungen mit erneuerbaren Energien, die mehrheitlich im Besitz von Kommunen, Bürgern, lokalen Initiativen u.a. sind. Die kleinteilige Energiebereitstellung vor Ort hat viele Vorteile. Dennoch spielt die kommunale Energieversorgung auf dem Markt bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das möchte das Projekt COBEN ändern.

COBEN: Den Energiewandel lokal gestalten

Die Zusammenarbeit verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ist ein wichtiger Motor des Wandels hin zu nachhaltigen Energiekreisläufen: „Civic Energy“, darunter versteht man dezentrale Lösungen mit erneuerbaren Energien, die mehrheitlich im Besitz von Kommunen, Bürgern, lokalen Initiativen, Landwirten oder Nichtregierungsorganisationen sind. Die kleinteilige Energiebereitstellung vor Ort hat viele Vorteile, wie etwa reduzierte Energiekosten oder die Schaffung eines lokalen Mehrwerts. Dennoch spielt die kommunale Energieversorgung auf dem Markt bislang nur eine untergeordnete Rolle. Das möchte das Interreg-Projekt COBEN („Delivering the Benefits of Civic Energy“) ändern. Die Partner setzen sich dafür ein, die Chancen lokaler und regionaler Energieversorgung im Nordseeraum mehr ins Bewusstsein zu bringen und mit lokalen Pilotprojekten übertragbare Lösungen für andere Kommunen zu erarbeiten.

Konventionelle Energieunternehmen und ihre Infrastruktur dominieren in Europa die nationalen und regionalen Energiewertschöpfungsketten. Mit unterschiedlichen lokalen Maßnahmen arbeitet COBEN an der Umgestaltung der Energieerzeugung in ländlichen und städtischen Räumen. Die Universität Oldenburg koordiniert das Vorhaben. Gemeinsam mit Partnern aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Norwegen möchte das Projekt die bestehenden Versorgungsstrukturen in sechs nordeuropäischen Pilotkommunen aufbrechen und lokale Energiestrukturen wettbewerbsfähig machen.

Energiepotenziale aufspüren

In der ersten Projektphase untersucht COBEN die lokalen Energiewertschöpfungsketten, um vorhandene Energiepotenziale in den teilnehmenden Regionen zu identifizieren und sie zu mobilisieren. Je nach Region und den gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen können sich diese stark voneinander unterscheiden. So setzen manche Kommunen auf klimafreundliche Solarenergie, die von lokalen Bündnissen genossenschaftlich betrieben wird. Gewinne werden entsprechend geteilt. Andere Gemeinden konzentrieren sich auf eine stärkere Vernetzung kleinerer nachhaltiger Energieproduzenten – das können auch Privatpersonen sein – und potenzieller Abnehmer. Dadurch entsteht ein dichtes, lokales Netzwerk von Anbietern und Konsumenten. Auf diese Weise können sich die Kommunen von den großen Stromversorgern unabhängig machen. Gleichzeitig tragen sie mit ihren individuellen und umweltschonenden Lösungen aktiv dazu bei, die europäischen Klimaschutzziele zu erreichen.

Individuelle Lösungen auf lokaler Ebene

Die Gemeinde Venne im Landkreis Osnabrück gilt als Vorbild: hier wird auf die Wiederverwertung von Abwärme gesetzt, um Energie einzusparen. Dabei hat der Projektpartner Landkreis Osnabrück sogenannte „Hotspots“ für Abwärme identifiziert. Hierbei handelt es sich um Unternehmen, bei denen Abwärme anfällt, die in der näheren Umgebung anders genutzt werden kann. So wird in Venne das Nahwärmenetz durch die Abwärme einer Waffelfabrik gespeist und an Haushalte und Fabriken im Umkreis wieder abgegeben. Das Konzept fördert nicht nur den Klimaschutz; auch ökonomisch lohnt sich die Weiterverwendung des „Abfallprodukts“. Sie ist günstiger als neu erzeugte fossile Energie und schafft durch die lokale verbleibende Wertschöpfungskette Arbeitsplätze vor Ort. Das Konzept richtet sich an Kommunen, Unternehmen, lokale und regionale Energieversorger sowie Bürger. Der bisher vernachlässigte Wärmesektor bildet auch in anderen Pilotkommunen einen Projektschwerpunkt.

Wirtschaftswachstum klimaneutral gestalten

Indem sie nachhaltige, übertragbare Lösungen erarbeiten, setzen die Pilotkommunen über die Projektlaufzeit hinaus Maßstäbe für den Umbau des Energiesystems in Europa. Als Multiplikatoren tragen sie zu einem Wirtschaftswachstum bei, das auf sauberer Energie basiert. Mit Mehrwertanalysen zeigen sie, welche greifbaren Vorteile eine dezentrale Energieversorgung bietet. Dadurch schaffen sie Anreize für andere Kommunen, lokale Versorgungsketten zu stärken. Gemeinsam erwirtschaftete Gewinne sollen in der Gemeinde genutzt werden, zum Beispiel für den Ausbau kommunaler Infrastruktur oder für die Erweiterung sozialer Dienstleistungen. Damit verbessert COBEN die Lebensqualität der Menschen in der gesamten Gemeinde.

Interview mit Gerard McGovern, Universität Oldenburg, COAST Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung

Warum ist COBEN beispielhaft für das Interreg-Programm?

COBEN fördert dezentrale lokale Energiegemeinschaften (Civic Energy) in sehr unterschiedlichen Lebens- und Wirtschaftsstandorten des Nordseeraumes. Zum ersten Mal wird die Entwicklung und Steuerung dieser Energiegemeinschaften systematisch erfasst. Durch die neue Transparenz dieser Prozesse kann die Übertragung der Projektergebnisse auf andere Standorte erleichtert werden.

Was bringt das Projekt COBEN für die Universität Oldenburg und für Niedersachsen?

Der Energiesektor ist ein Kernbereich des COAST Zentrums für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung der Universität Oldenburg. COBEN gibt uns die Möglichkeit, nachhaltige Prozesse sowohl im Nordwesten Deutschlands als auch im gesamten Nordseeraum anzustoßen und zu gestalten. Durch die enge Zusammenarbeit mit maßgeblichen Organisationen und mit überzeugenden Projektergebnissen ebnen wir den Weg zu dezentralen Energiestrukturen.

Warum ist es wichtig, dieses Projekt europäisch umzusetzen?

Die Lernergebnisse transnationaler Zusammenarbeit sind oft ergiebiger und offener, da sie sich neutraler und frei von lokalen Rivalitäten gestalten lässt. In Deutschland haben wir keine nationale Strategie zur Förderung von lokalen Energiegemeinschaften. Dänemark und Schottland – beide im Projekt vertreten - sind hier viel weiter. Wir können sehr viel von ihnen lernen.

Wenn das Projekt COBEN gelingt, wird in den nächsten zehn Jahren...

...ein differenziertes Energiesystem entstehen, das auf lokale Ressourcen aufbaut und gleichzeitig viele Vorteile für eine stabile Regionalentwicklung bietet.

Fakten zum Projekt

Kooperationsraum:
Nordseeraum
Förderzeitraum:
Interreg VB 2016 bis 2019
Lead Partner:
Universität Oldenburg, COAST Centre for Environment and Sustainability Research
Konsortium:
9 Partner-Institutionen aus Belgien, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, Norwegen und Schottland
Themenschwerpunkt:
Energie und Klimawandel
Website:
Projekt COBEN

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Gerard McGovern, Universität Oldenburg, COAST Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung

Gerard McGovern, Universität Oldenburg, COAST Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung