Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Bunte Fäden
Quelle: GettyImages / Justin Case

Programmperiode 2021 – 2027: Wie verlief der Start des Bundesprogramms Transnationale Zusammenarbeit?

Das Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit unterstützt auch in der aktuellen Programmperiode deutsche Interreg B-Akteurinnen und -akteure und ihre transnationalen Vorhaben durch eine nationale Förderung und Begleitung. Im Zeitraum 2021 – 2023 gab es bereits fünf Projektaufrufe (Calls).

Das Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit

Das Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), das Interreg B-Projekte mit besonderem Bundesinteresse durch eine nationale Förderung und Begleitung unterstützt. Bedingung für eine Förderung ist, dass die Projekte einen Beitrag zur nachhaltigen und integrierten Raumentwicklung leisten. Dazu hat das Bundesprogramm sechs Themenschwerpunkte identifiziert, als deren Leitlinien die Inhalte der Territorialen Agenda 2030 (TA 2030) der EU dienen. Die übergeordneten Ziele der TA 2030 sind ein „gerechtes Europa“ und ein „grünes Europa“, die beide auf die Reduzierung regionaler Disparitäten und die Schaffung nachhaltiger Zukunftsperspektiven abzielen. Das Bundesprogramm setzt zudem die Leitbilder der Raumentwicklung für Deutschland um. Antragstellende müssen beim Einreichen eines Förderantrags sowohl die Förderziele von Interreg B als auch die des Bundesprogramms berücksichtigen und einen Bezug zur nachhaltigen Raumentwicklung belegen. Förderung gibt es für deutsche Projektakteure in den sechs transnationalen Kooperationsräumen in den drei bekannten Kategorien Vorlauf-, Ko- und Andockfinanzierung.

Stand der Calls in der aktuellen Förderperiode

Im Zeitraum 2021 – 2023 gab es fünf Projektaufrufe (Calls) im Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit. Alle betrafen Vorlauf- und Kofinanzierungsvorhaben. Die Stichtage für Calls werden soweit möglich an den Calls der relevanten Interreg-Programmräume orientiert. Seit dem „Sommercall 2022“ konnten mögliche Antragsteller und weitere Interessierte im Vorfeld auf das Angebot einer Frage-Antworten-Session (Q&A) zurückgreifen. Dabei beantworteten Vertreterinnen und Vertreter des BBSR und der Forschungsassistenz, core-consult, Fragen zum Programm und zur Antragstellung in Form einer Videokonferenz. Das Format wurde gut aufgenommen und soll bei weiteren Calls fortgeführt werden. Teilnehmende waren sowohl Interreg-erfahrene Akteure als auch grundsätzlich Neugierige, die herausfinden wollten, ob das Bundesprogramm für ihr Projekt und ihren Akteurskreis infrage kommt.

Im Rahmen der ersten fünf Calls wurden insgesamt 59 Projektanträge eingereicht, davon 35 Anträge für Vorlaufvorhaben und 24 für Kofinanzierungsvorhaben. Die Vorlaufförderung finanziert die Vorbereitung eines Interreg B-Antrags. Ziel der Förderung ist die Einreichung eines Projektantrags in einem der sechs Interreg B-Programme mit deutscher Beteiligung. Die Vorlaufförderung ist unabhängig vom Erfolg des Projektantrags. Bei der Kofinanzierung wird der nationale Eigenteil bezuschusst, den Projektpartner bei Interreg-Projekten leisten müssen. Das bedeutet, dass das Bundesprogramm hilft, das Eigenbudget aufzubringen. Beide Förderarten richten sich an potenzielle (Vorlauf) und tatsächliche (Kofinanzierung) deutsche Leadpartner oder solche Akteure, die ein wesentliches Arbeitspaket eines Interreg-Projekts betreuen. Von den 24 eingegangenen Kofinanzierungsvorhaben erhielten über ein Drittel der Projekte (10 von 24) eine positive Zusage für eine Unterstützung durch das Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit. Bei den Vorlaufvorhaben wurden 13 von den 35 eingegangenen Projektanträgen genehmigt.

Anträge in den Kooperationsräumen

Anträge sind in beiden Förderkategorien aus fünf der sechs Interreg B-Programmräume eingegangen. Die meisten Anträge (Vorlaufförderung und Kofinanzierung) kamen aus den Programmräumen Mitteleuropa und Ostseeraum (insgesamt 18 bzw. 15 Förderanträge). Aus Nordwesteuropa erreichten das BBSR in Summe zehn Anträge, aus dem Nordseeraum kamen 13 Förderanträge. Im Donauraum stellten drei Projektkonsortien Anträge, davon waren zwei erfolgreich.

Anzahl der Projektanträge ab 2021 nach Programmräumen, Stand März 2023
Quelle: BBSR

Finanzvolumen

Der finanzielle Umfang der seitens des Bundesprogramms genehmigten Projekte belief sich von 2021 – 2023 bislang auf etwa 1,14 Millionen Euro; davon wurden gut 835.000 Euro für Kofinanzierungsprojekte unverbindlich in Aussicht gestellt. Die Vorlaufvorhaben erhielten Unterstützung in Höhe von circa 300.000 Euro.

Im Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit findet im Jahr 2023 mindestens ein weiterer Call statt. Dieser ist für den Zeitraum vom 29.05.2023 bis 09.07.2023 terminiert.

Kofinanzierungszusagen für drei neue Interreg B-Projekte für eine grüne und nachhaltige regionale Entwicklung

Mittlerweile wurden erste Projekte, die eine Inaussichtstellung einer Kofinanzierung durch das Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit erhalten haben, durch die transnationalen Programmgremien genehmigt. Nachfolgend drei neu genehmigte Kofinanzierungsvorhaben im Überblick.

HEALTHY FOREST REGIONS (Mitteleuropa)

Das Projekt „HEALTHY FOREST REGIONS“ zielt darauf ab, klimarobuste und gesunde Waldregionen zu bewahren, um menschliches Wohlergehen zu sichern und die Widerstandsfähigkeit von Städten und Regionen gegenüber dem Klimawandel zu stärken. Durch einen verbesserten Schutz von intakten Buchenwäldern aus Teilgebieten des transnationalen UNESCO-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder“ sollen Modellräume für eine ökosystembasierte und klimawandelresiliente Regionalentwicklung geschaffen werden. Im Projekt werden Ökosystemdienstleistungen betrachtet, die eine besondere Auswirkung auf die menschliche Gesundheit haben, wie beispielsweise die Regulierung von Klimabedingungen, die Reinhaltung von Luft oder Kühlungsfunktionen bei Hitzeereignissen. Zusätzlich werden das Potenzial von Ökosystemdienstleistungen für eine nachhaltige Entwicklung ländlicher Regionen im Sinne einer wirtschaftlichen Vertretbarkeit analysiert und entsprechende Ansätze entwickelt, die im Rahmen von Pilotaktivitäten erprobt werden.

Lebensraum Buchenwald
Quelle: eyetronic - stock.adobe.com

Rail4Regions (Mitteleuropa)

Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene trägt zu einer klimafreundlichen Verkehrsplanung bei und ist zentraler Bestandteil des Interreg-Projekts „Rail4Regions“. Durch den Ausbau des Schienenverkehrs soll eine Verbesserung der regionalen Anbindung und eine nachhaltige Mobilität erreicht werden. Der Fokus liegt hierbei auf der Anbindung ländlicher und peripherer Gebiete Mitteleuropas an die Güterverkehrskorridore (TEN-T). Das Projekt identifiziert Herausforderungen, erarbeitet regionale Aktionspläne und erprobt diese in Pilotaktionen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in der Raumplanung und -entwicklung eingesetzt, um einen Schienenzugang als Standort- und Wettbewerbsfaktor für Unternehmensansiedlung und nachhaltige Entwicklung ländlicher Regionen zu nutzen. Die Aktivitäten im Projekt gruppieren sich in zwei Arbeitspakete: Im ersten soll eine bessere Abstimmung der Politik und von verantwortlichen Entscheidungsträgern für die Schienenverkehrsplanung, Raum- und Regionalplanung durch von Expertinnen und Experten begutachtete lokale Aktionspläne erreicht werden. Im zweiten Arbeitspaket erfolgt eine transnationale Erarbeitung übertragbarer Lösungen zur Verbesserung der Kapazitäten der regionalen Bahn- und Ladeinfrastruktur. Dazu gehört die Entwicklung und Konzeptionierung von Ladepunkten als Unterknoten des Schienengüterverkehrs, welche das ländliche Hinterland mit den Hauptumschlagknoten verbinden, sowie die Revitalisierung von Stich- und Zubringerstrecken für den Schienengüterverkehr.

GreenIndustryAreas (Ostseeraum)

Ziel des Interreg-Projekts „GreenIndustryAreas“ ist die Etablierung eines ostseeraumweiten Standards zur Zertifizierung grüner Gewerbegebiete. Das Projekt begleitet die Einführung und Weiterentwicklung digitaler Planungshilfen, um Potenziale industrieller Symbiosen zu identifizieren und gegenüber Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Verwaltung zu veranschaulichen. Erarbeitete digitale Planungshilfen münden in zertifizierten Aktionsplänen und fließen in die örtliche Planung ein. Im Zuge der Projektdurchführung identifizieren und analysieren die Partnerinnen und Partner bewährte Verfahren in den Bereichen grüner Technologie (Energie), Energiemanagement und -effizienz, PtX-Technologien, Flächennutzung, industrielle Zusammenarbeit und Kapazitätsaufbau sowie digitale Planungshilfen. Außerdem erarbeiten sie einen Dekarbonisierungsleitfaden für Industrieparks. Als Hauptergebnis ist ein transnational abgestimmtes Zertifizierungsverfahren für grüne Gewerbegebiete vorgesehen, um die Dekarbonisierung industrieller Prozesse in Gewerbegebieten zu fördern und somit Klimaanpassungsmaßnahmen in Städten und Regionen im Ostseeraum nachhaltig umsetzen.