Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Datum 20.12.2022 Leinen los!

Ein persönlicher Jahresrück- und Ausblick von Dr. Heike Hagedorn auf das Interreg-Jahr 2022 und 2023

Ampelmännchen vor dem Brandenburger Tor
Quelle: Heike Hagedorn

Anfang des Jahres war nichts mit „Leinen los“. Wir blieben weiterhin in unseren „Heimathäfen“ und die Online-Treffen setzten sich fort. So gut sich eine Videokonferenz für Arbeitsbesprechungen eignet, so ermüdend ist sie bei Vorträgen und so unerquicklich für den Austausch und das Netzwerken. Ich denke, die Interreg-Gruppen wurden während der unzähligen Online-Meetings davon getragen, dass sich viele der Mitglieder schon lange kannten.

Wiedersehen „in person“: Interreg-Bundeskonferenz in Berlin

Am 12. Und 13. Mai 2022 fand dann die große Bundeskonferenz „Transnationale Zusammenarbeit in Städten und Regionen in Europa“ in Berlin statt. Lange vorbereitet, mehrmals pandemiebedingt verschoben, konnten wir uns endlich wieder „in person“ treffen. Die meisten kannte ich bislang nur vom Bildschirm. Die Körpergröße war dann oft überraschend kleiner oder größer als gedacht… Die zwei Tage hatten dann etwas Rauschhaftes: So viele Eindrücke und so viele Menschen – rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren aus ganz Deutschland gekommen.

Die Location – eine ehemalige Kirche in Kreuzberg – bot viel Platz und Gelegenheit für den persönlichen Austausch. Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), Klara Geywitz (SPD), eröffnete die Veranstaltung. Der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und Staatssekretär Rolf Bösinger vom BMWSB gaben jeweils einen Input. Das ist vielleicht die größte Neuerung für uns im Ministerium: Nach der letzten Bundestagswahl im September 2022 entschied die Ampelkoalition, ein neues Ministerium einzurichten. Das nimmt nun Gestalt an. Klara Geywitz ist neben Bauen und Wohnen auch für die Raumordnung zuständig.

Und noch eine Neuerung gab es im Frühjahr 2022: Das Bundesinstitut für Bau,- Stadt,- und Raumforschung (BBSR) hat die Interreg-Webseite neu gestaltet. Sie erscheint nun in frischen Farben, übersichtlich sortiert und angepasst für das Lesen auf dem Tablet oder dem Handy.

Von der Bundeskonferenz habe ich viel Schwung mitgenommen. Endlich das Gefühl von „Leinen los“ und „Segel setzen“. Das war auch nötig, weil der Programmstart in den deutschen und internationalen Ausschüssen an Fahrt aufnahm. Die EU-Kommission hatte im Laufe des Sommers die Programme genehmigt, auch das Donauraumprogramm ist mittlerweile genehmigt. Die ersten Calls wurden Schlag auf Schlag veröffentlicht. Die Gemeinsamen Sekretariate mussten eine Fülle an Projektanträgen prüfen und bewerten. Die Monitoring Committees (MCs) konstituierten sich und wählten die ersten Projekte aus.

Von Seesternen und Ampelmännchen: Deutscher Vorsitz bei den Interreg-Programmen für den Nordseeraum und Nordwesteuropa

Dieses Jahr hatte Deutschland turnusgemäß den Vorsitz bei den Interreg-Programmen für den Nordseeraum und Nordwesteuropa (NWE). Daher durfte ich im Juni die erste Sitzung des Nordseeraumprogramms in Hannover leiten. Bundesministerin Klara Geywitz schickte dafür extra eine Videobotschaft, in der es auch um das Maskottchen im Nordseeraum, den „Starfish“ („Seestern“) und seine territoriale Verankerung in der Region ging.

Monitoring Committee des Nordseeraumprogramms beim Begleitausschuss in Hannover
Quelle: Alexander Belkot

Das Monitoring Committee von NWE traf sich in Saarbrücken. Die saarländische Staatssekretärin Elena Yorgova-Ramanauskas begrüßte uns vor Ort. Vera Moosmayer, die für Raumordnung zuständige Unterabteilungsleiterin im BMWSB, schaltete sich per Video dazu und wünschte symbolisch mit dem grünen Berliner Ampelmännchen allen einen guten Start. 2023 übernimmt Deutschland den Vorsitz im Alpenraumprogramm.

Begleitausschuss im Nordwesteuropa-Programm
Quelle: Petra Schelkmann

Ampelfarben und Punkte-Listen: Unterschiedliche Kulturen in den Interreg-Programmräumen

Noch immer staune ich, wie unterschiedlich die Kulturen in den sechs Interreg-Programmräumen mit deutscher Beteiligung sind, obwohl doch alle auf derselben EU-Verordnung basieren. Zum Beispiel wird die Bewertung von Projektanträgen mal mit Hilfe von einem Ampelsystem dargestellt, mal in Clustern nach Priorität, mal punktgenau als Liste. Die Entscheidungsprozesse sind sehr dynamisch und nehmen manchmal eine überraschende Wendung. Die Delegationen diskutierten leidenschaftlich über die erfolgversprechendsten Projekte. Es tut gut zu sehen, dass die Programme sich nach der langen Vorbereitungszeit mit Leben füllen.

Einige der Programmräume wagten es, die neue Kategorie der „Small Scale Projects“ einzuführen. Mit unterschiedlichen Akzenten und Ergebnissen. Diese Kleinprojekte sind aus meiner Sicht ein guter Ansatz, um kreative Projektideen und neue Partner für Interreg B zu gewinnen. Da wünsche ich mir noch niedrigere Hürden und mehr Experimentierfreude. Alle Projekte, ob groß oder klein, können auch eine finanzielle Unterstützung durch das Bundesprogramm für Transnationale Zusammenarbeit des BMWSB beantragen.

Neu gefunden und alt bekannt: AG Interreg trifft sich im neuen BMWSB

Das neue Ministerium (BMWSB) findet sich allmählich auch räumlich. Im Frühsommer ist die Raumordnung vom Bundeshaus des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) in die quirlige Mitte Berlins gezogen. Dort in der Krausenstraße residierten schon unter verschiedenen Ministern die Abteilungen Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung.

Im November 2022 trafen sich die Vorsitzenden der Deutschen Ausschüsse (DA) und die Nationalen Kontaktstellen zum ersten Mal zur AG Interreg in der Krausenstraße. Es stellte sich heraus, dass sich einige an die Räumlichkeiten erinnerten, als die Raumordnung früher schon einmal dort untergebracht war. Ich empfand den Austausch als lebendig und bereichernd. Mir scheint, Interreg lebt von der Mischung aus erfahrenen Kolleginnen und Kollegen und Newcomern. Es herrscht eine große Kollegialität und Solidarität.

Der Abschied von langjährigen Weggefährten fällt da schwer. Dr. Thomas Bonn, Vorsitzender des DA Mitteleuropa und Dr. Florian Ballnus, Vorsitzender des DA Alpenraum, verabschiedeten sich nach großem Engagement für Interreg B in andere Arbeitsbereiche. Herzlich willkommen dafür Klaus Bongartz (Mitteleuropa) und Michaela Künzl (Alpenraum)! Der Ostseeraum soll in Kürze eine Nationale Kontaktstelle erhalten.

Wie geht es weiter? – Ausblick 2023

Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation: Das Jahr 2023 wird nicht einfach werden. Aber Interreg hat schon so manche Krise überstanden. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft Wege finden werden, um die transnationale Zusammenarbeit der Regionen in Europa weiter zu stärken.

Für mich war es anfangs überraschend, dass sich die Arbeiten der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Förderperiode überlappen. In 2023 werden die noch offenen Projekte aus der vergangenen Förderperiode 2014 – 2020 abgeschlossen. Aufgrund der Corona-Pandemie kam es in einigen Projekten zu unvorhergesehen Verzögerungen. Gleichzeitig setzen sich die Calls der aktuellen Förderperiode fort, die Projekte nehmen Fahrt auf. Ich bin schon sehr gespannt darauf, mir das eine oder andere Projekt vor Ort anzuschauen. Und jetzt beginnen bereits die Vorausschau auf die Zwischenbewertung und die Vorarbeiten für die Rechtsaktentwürfe der nächsten Förderperiode ab 2027.

Die Fußballer-Weisheit von Sepp Herberger „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ trifft also auch auf Interreg B zu.

Eine Begebenheit, die mir von 2022 in Erinnerung bleiben wird: Bei der Auftaktkonferenz im Mai 2022 saßen auf dem Podium Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Ebenen: also europäisch, national, regional und lokal. Die Moderatorin fragte den Bürgermeister: „Warum sollte jemand bei Interreg B mitmachen? Das macht zusätzliche Arbeit, ist kompliziert und alles auf Englisch.“ Der Bürgermeister strahlte über das ganze Gesicht und sagte: „Weil es Spaß macht! Weil man sieht, dass andere Regionen in Europa die gleichen Probleme haben wie wir. Und weil man voneinander lernen kann. Wir haben uns gegenseitig besucht und halten weiter Kontakt über das Projektende hinaus. Das war eine sehr bereichernde Erfahrung.“

Das klang sehr mitreißend. Wenn ich mal die Gelegenheit haben sollte, ein Projekt bei Interreg B einzureichen, werde ich das machen! In diesem Sinne: Full speed ahead!

Weitere Informationen

Veranstaltungsdokumentation Interreg-Bundeskonferenz: >> zur Veranstaltungswebsite

Blogbeitrag zur Interreg-Bundeskonferenz: Blog vom 25.05.2022

Blogbeitrag zum Begleitausschuss des Interreg-Programms Nordwesteuropa: Blog vom 27.09.2022

Blogbeitrag zum Begleitausschuss des Interreg-Programms Nordseeraum: Blog vom 26.07.2022

Dr. Heike Hagedorn

Foto von Dr. Heike Hagedorn (Quelle: privat)

Dr. Heike Hagedorn ist seit Ende 2020 im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Referat „Europäische Raumentwicklungspolitik, territorialer Zusammenhalt“ zuständig für die transnationale Zusammenarbeit (Interreg B).