Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Datum 29.11.2022 TNTreG: Transnationaler und nachhaltiger Transfer in die Region durch Gaming

Interview zu den Ergebnissen des Andockprojekts „TNTreG“ mit Projektkoordinator Dr. Sven Bergmann vom Deutschen Schifffahrtsmuseum

Wanderausstellung auf der Gamevention
Quelle: Bergmann/DSM

Auf dem Grund der Nordsee liegen hunderte Schiffs- und Flugzeugwracks tief versunken auf dem Boden, ein großer Teil davon aus den beiden Weltkriegen. Die Schadstoffe, die aus diesen Kriegsüberresten, beispielsweise aus korrodierenden Munitionshülsen, austreten, sind eine unkalkulierbare Gefahr für das gesamte marine Ökosystem der Nordsee. Unter der Leitung des Deutschen Schifffahrtsmuseums – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) leistet das Interreg-Projekt North Sea Wreck seit 2018 Aufklärungsarbeit und baute die Kooperationsarbeit zwischen den Anrainerstaaten der Nordsee aus. Durch das aus dem Bundesprogramms für Transnationale Zusammenarbeit geförderte Andockprojekt TNTreG werden die gesammelten Erkenntnisse regional verbreitet.

Worum geht es in dem Projekt „TNTreG“?

TNTreG steht für „Transnationaler und nachhaltiger Transfer in die Region durch Gaming“. Das Projekt ist ein Andockprojekt zum Interreg-Projekt „North Sea Wrecks“, welches die Umweltgefahren von Kriegsaltlasen in der Nordsee untersucht und bewertet. Durch die Förderung konnte das DSM zwei digitale Mini-Games zum Thema entwickeln, die auch als Highlight bei der im Interreg-Projekt entwickelten Wanderausstellung „Toxic Legacies of War – North Sea Wrecks“ integriert wurden. Daneben waren Workshops geplant, um Akteure aus den Bereichen Museen, Umweltbildung und Naturschutz über das Problem zu informieren und um über neue und innovative Kommunikations- und Bildungsansätze zu diskutieren (aufgrund der Pandemielage konnte allerdings nur ein Workshop realisiert werden).

„Grapic Recording“ (Visuelles Echtzeitprotokoll) der Workshopergebnisse
Quelle: 123comics, Berlin

Was war der Hintergrund, das Projekt TNTreG als Andockprojekt zum Interreg-Projekt North Sea Wrecks fortzusetzen?

Das Projekt TNTreG sollte dazu dienen, über den Kreis politischer Interessenvertreterinnen und -vertreter hinaus, andere Interessensgruppen wie Museen oder den Gaming-Bereich für das Thema zu interessieren und zu sensibilisieren. Im Vergleich zu anderen Meeresumweltthemen wie beispielsweise Plastikmüll ist das Thema Munition im Meer zunächst unnahbarer und weiter vom Alltag der Menschen entfernt. Hierzu galt es, über die bereits laufende Wanderausstellung weitere innovative Formate zu etablieren.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Projekts TNTreG für die Region?

Die im Projekt entwickelten Mini-Games aus der Perspektive von Forschungstaucherinnen und -tauchern sind einer der Höhepunkte der Wanderausstellung und durch sie interessieren sich auch andere Gruppen für das Thema. Durch den Workshop des Projekts TNTreG in Hamburg im September 2021 entstand ein besonderes Interesse bei Expertinnen und Experten im Bereich des Gaming. Außerdem entstand so ein Kontakt zu den Macherinnen und Machern der Messe „Gamevention“ in Neumünster, wohin wir mit der Wanderausstellung eingeladen wurden und so ein ganz neues Publikum für das Thema erreichen konnten – immerhin 25.000 Besucherinnen und Besucher waren hier an drei Tagen unterwegs.

Wanderausstellung mit den Minispielen zu Gefahren und Forschung © Bergmann/DSM

Wie geht es nach Projektabschluss weiter und wie können die Ergebnisse zukünftig genutzt werden?

Auch über die eigentliche Projektdauer wird die Wanderausstellung mitsamt der in TNTreG entwickelten Spiele in der neuen Dauerausstellung des Deutschen Schifffahrtsmuseums ab 2024 mit eingeplant. Darüber hinaus sind die Spiele ausleihbar, es braucht nur einen Screen und einen Leap-Motion-Controller (ein spezieller Bewegungssensor, der ohne Berührung des Bildschirms auskommt), um sie in der eigenen Institution zu zeigen. Die über das Projekt gesammelten neuen Erkenntnisse mit dem Medium Gaming und die darüber etablierten Erfahrungen werden wir in zukünftigen Projekten wieder aufgreifen können. Zunächst steht das Abschlusssymposium des Interreg-Projekts North Sea Wrecks im April 2023 in Den Helder (Niederlande) auf dem Programm, wo die Ausstellung und die Spiele noch mal zu sehen sind. Genauso wie auf der internationalen Fachmesse „boot“ in Düsseldorf im Januar 2023.

Haben Sie Tipps für andere Interreg-Projekte zur Nutzung der Andockförderung des Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit (was war positiv, was war herausfordernd)?

Eine Herausforderung ist in der relativ kurzen Laufzeit des Projektes wirkliche Vernetzungsvorhaben zu etablieren. Aufgrund der Covid-Pandemie und der wechselnden Lockdowns musste der anvisierte Workshop von TNTreG mehrmals verschoben werden. Daher der Tipp: Keep it simple, lieber etwas aus dem Grundprojekt gut weiterentwickeln als völlig neue Dinge zu planen.

Weiterführende Informationen (Links)

Projekt North Sea Wrecks (NSW) (Deutsches Schifffahrts Museum)

Projekt North Sea Wrecks (NSW) (Interreg North Sea Region)

Dr. Sven Bergmann

© privat

Dr. Sven Bergmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator am Deutschen Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven, wo er den Ausstellungs- und Forschungsbereich Schiff und Umwelt koordiniert. Als Kulturanthropologe mit einem Schwerpunkt in Science and Technology Studies (STS) beschäftigt er sich in seiner Forschung mit der politischen Ökologie des Meeres.