Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Datum 18.11.2022 „Das Mitteleuropaprogramm steht vor der Herausforderung, transnationale Lösungsansätze für aktuelle Megatrends zu entwickeln und auf allen politischen Ebenen umzusetzen“

Dr. Klaus Bongartz vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft über seine neue Rolle als Vorsitzender des Deutschen Ausschusses für das Interreg-Programm Mitteleuropa

Mitteleuropa
Quelle: Pixabay

Das Interreg-Programm Mitteleuropa (Interreg CENTRAL EUROPE) bringt Regionen und Städte über Grenzen hinweg zusammen, um passende Lösungen für gemeinsame Herausforderungen in den Bereichen Innovation, Low Carbon, Schutz natürlicher und kultureller Ressourcen sowie Verkehr und Mobilität zu finden. Es trägt dazu bei, dass innovative Ideen zu gemeinsam entwickelten, getesteten und akzeptierten Lösungen für ein besseres Mitteleuropa führen.

Herr Dr. Bongartz, Sie haben als langjähriges Mitglied des Deutschen Ausschusses für das Interreg-Programm Mitteleuropa Ende August 2022 den Vorsitz in diesem Gremium übernommen. Mit welchen Erwartungen gehen Sie an die neue Aufgabe heran?

Für mich persönlich ist es spannend, an der Ausarbeitung und Erstellung des Programms, an den Aufrufen zur Einreichung von Projektanträgen und natürlich auch an der Evaluierung der Anträge beteiligt zu sein. Hier geht es darum, aus Sicht des Deutschen Ausschusses, dass Bestmögliche für unsere Antragstellenden herauszuholen. Da ich durch meine Arbeit im Programmierungsgremium für das Programm 2021 – 2027 schon einen gewissen Einblick in die internationale Zusammenarbeit hatte, weiß ich, dass die unterschiedlichen nationalstaatlichen Interessen manchmal sehr gegensätzlich sein können und dass ein gewisses Maß an Diplomatie und Überzeugungskraft nötig sind, um sich zumindest auf gute Kompromisse zu einigen. Ich hoffe, dass ich meine eigenen, aber auch die Erwartungen der teilnehmenden Akteure als Mitglied des Monitoring Committees erfüllen werde und freue mich auf die neue Aufgabe.

Was reizt Sie an der transnationalen Zusammenarbeit?

Da ich nicht nur in den Interreg-Gremien arbeite, sondern mich auch seit Langem selbst mit Projekten zu verschiedensten Themen am Interreg CENTRAL EUROPE Programm beteilige, kann ich sagen, dass der internationale Austausch und das vor Ort Erfahren von Herausforderungen und potenziellen Lösungsansätzen ein wirklicher Mehrwert des Programms ist. Dabei spielen Pilotaktionen als „lebende Laboratorien“ eine zentrale Rolle bei der Erzielung unmittelbarer, greifbarer Ergebnisse zu geringen Kosten. So konnte ich mir bei internationalen Treffen immer selbst ein Bild von den Herausforderungen vor Ort machen.

Die ersten Ergebnisse der im Jahr 2021 begonnenen Evaluierung der Wirkung des Programms (Impact Evaluation) unterstützen meine Erfahrungen. In der ersten Phase des Evaluierungsprozesses untersuchten externe Experten die Auswirkungen der 2016 und 2017 gestarteten Projekte. Sie fanden Belege für positive Effekte in den teilnehmenden Regionen Mitteleuropas. Ein Beweis dafür, dass das Programm eine wichtige Rolle bei der Überbrückung der sozioökonomischen und wettbewerblichen Unterschiede zwischen stärker und weniger stark entwickelten Städten und Regionen in Mitteleuropa spielt. Damit ist das Programm ein kleiner, aber nicht unwichtiger Baustein der Kohäsionspolitik der Europäischen Union.

Was erwarten Sie von dem Mitteleuropaprogramm 2021 – 2027 und vor welchen Herausforderungen steht das Programm?

Das Mitteleuropaprogramm steht vor der Herausforderung, transnationale Lösungsansätze für die aktuellen Megatrends (wie beispielsweise Klimawandel, Energiewende, dem damit verbundenen strukturellen Wandel und Wanderungsströmen, Erhalt der Biodiversität etc.) zu entwickeln und auf allen politischen Ebenen umzusetzen. Hier muss es das Programm klar schaffen, das Alleinstellungsmerkmal der territorialen Dimension und des damit verbundenen räumlichen Nutzens weiter herauszuarbeiten. In diesem Zusammenhang sollte darauf geachtet werden, auch die lokalen Akteure mitzunehmen und ihnen eine Teilnahme am Programm so einfach wie möglich zu machen.

Welche drei Aspekte sind Ihnen für Ihre neue Aufgabe besonders wichtig?

Der wichtigste Aspekt ist, dass hinter mir ein gutes Team steht. Eigentlich sind es sogar zwei Teams. Das erste Team ist der Deutsche Ausschuss selber. Hier haben wir in der Vergangenheit sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet; ich hoffe, das geht so weiter. Und dann das Team, welches die im Ausschuss erarbeiteten Beschlüsse im Monitoring Committee vorstellt und vertritt. Hier stehen mir der Nationale Kontaktpunkt und die Vertreterinnen und Vertreter des Bundes unterstützend zur Seite. Auch diese Zusammenarbeit klappt bisher perfekt.

Als weiteren wichtigen Aspekt sehe ich, dass wir es schaffen, die nächsten Projektaufrufe so zu gestalten, dass wir die Attraktivität des Programms auch der regionalen und lokalen Ebene verdeutlichen und weitere Akteure aus diesem Bereich für das Programm gewinnen können.

Und last but not least müssen wir daran arbeiten, das Mitteleuropaprogramm als wichtige Schnittstelle zwischen Ost und West, Nord und Süd auch in Brüssel zu verankern. Die große Zahl von Anträgen im ersten Call zeigt, wie wichtig das Programm ist und das der Raum heute und in Zukunft vor großen Herausforderungen steht, die nur transnational zu bewältigen sind. Nur zusammen sind wir stark.

Weitere Informationen

Interreg-Programm Mitteleuropa:
Interreg Central Europe 2021–2027

Webseite deutsche Kontaktstelle:
CENTRAL EUROPE Contact Point Deutschland

Impact Evaluation zur Wirkung des Interreg-Programms Mitteleuropa:
Transnational Cooperation Has A Lasting Impact On Our Regions

Dr. Klaus Bongartz

© Dr. Klaus Bongartz

Dr. Klaus Bongartz ist im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft zuständig für die Europäische Raumentwicklungspolitik im Referat Raumordnung und Landesplanung. Er ist die Kontaktstelle für Thüringer Antragstellende im Mitteleuropa-Programm und koordinierte bisher sechs Interreg-Projekte. Seit Ende August 2022 ist er zudem Vorsitzender des Deutschen Ausschusses für das Interreg-Programm Mitteleuropa.