Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

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Datum 26.10.2022 Automatisiertes Fahren für eine nachhaltige Mobilität im Nordseeraum

Interview zu den Ergebnissen des Interreg-Projekts Art-Forum mit Projektleiter Torben Quickert von der Freien Hansestadt Bremen

Projektteam des Interreg-Projekts ART-Forum
Quelle: ART-Forum

Das Interreg-Projekt ART-Forum ist nach dreieinhalb Jahren mit einer qualitativ hochwertigen Abschlusskonferenz im September 2022 zu Ende gegangen. Mit der Leitfrage „ART you ready?“ wurden im UNIVERSUM Bremen in thematischen Sessions und interaktiven Formaten die wichtigsten Ergebnisse zu Piloten, Szenarienbildung, sozioökonomischen Auswirkungen und territorialen Effekten von automatisierter Mobilität präsentiert.

Warum ging es in dem Projekt „ART-Forum?

Während es bereits eine Vielzahl von Projekten zu technischen Fragen des automatisierten Fahrens gibt, besteht ein großes Defizit in der Auseinandersetzung mit den Wirkungsfolgen und Querbezügen zu Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. Das Interreg-Projekt ART-Forum aus dem Nordseeraum hat für Kommunen Handlungsempfehlungen erarbeitet und Risiken und Chancen sowie potenzielle Auswirkungen automatisierter Mobilität auf das Verkehrssystem und das Leben in Städten und Regionen der Nordseeregion aufgezeigt. Besonders hilfreich bei der Auseinandersetzung mit diesen Themenfeldern war der interdisziplinäre Mix des Konsortiums aus Städten, NGOs, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Planungsbüros. Der intensive Austausch der insgesamt 14 Partner aus 6 Ländern des Nordseeraums führte so zu neuen Erkenntnissen, aber auch neuen Fragestellungen. So ist Mobilisierung nicht nur das Fahren eines Shuttles, sondern immer auch die Mobilisierung der Bevölkerung. Eine technische Innovation impliziert immer gesellschaftliche Veränderungen und benötigt einen Mehrwert im täglichen Leben.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Projektes für Bremen?

Als Lead Partner war es Hauptaufgabe der Freien Hansestadt Bremen, die Fundamente für einen Wissensbildungsprozess auf transnationaler Ebene zu schaffen und die Einhaltung der Ziele von ART-Forum zu steuern. In Bremen und der Metropolregion Nordwest konnten Entscheidungsträger auf lokaler und regionaler Ebene für das Thema automatisiertes Fahren in Workshops und Online-Veranstaltungen sensibilisiert werden. Zusammen mit dem Projektpartner MOBILE ZEITEN wurde eine Machbarkeitsstudie für automatisierte ÖPNV-Linien in ausgewählten Quartieren in Bremen erarbeitet. Mit diesen Erkenntnissen sollen in der nahen Zukunft in bestem Fall auch in Bremen Personen in Test-Piloten automatisiert transportiert werden.

Zukunftsbilder und Wünsche
Quelle: ART-Forum

Wie geht es nach Projektabschluss weiter und wie können die Ergebnisse weiterhin genutzt werden?

ART-Forum hat Fragen aufgeworfen, mit denen sich zukünftige Projekte und öffentliche Debatten weiterhin befassen müssen. Wir wissen nicht, wann und wie das autonome Fahren Realität wird. Viele Fragestellungen zur automatisierten Mobilität bleiben aufgrund der Komplexität weiterhin offen – und daher sollte es auch weiterhin Projekte wie ART-Forum geben. Wenn also autonomes Fahren die Lösung ist, was ist dann das Problem? Sind die Autofahrer bereit die Kontrolle abzugeben? Wie sieht die Implementierung in den gemischten Verkehr mit Radfahrern und Fußgängern aus? Wo und was ist der Use Case von autonomen Fahrzeugen? Automatisierung ist mehr als Technologie – sie erfordert eine gewisse Verlagerung der Autonomie vom Fahrer auf das Auto. Um die Potenziale optimal zu nutzen, benötigen wir auf allen politischen Ebenen bessere Governance-Strukturen und einen intensiven Austausch. Durch die deutsche Gesetzgebung gibt es nun bessere Möglichkeiten, automatisierte Mobilität auf den Straßen zu testen. Die Kommunen brauchen in diesem Zusammenhang aber auch Unterstützung, sodass nicht jedes Vorhaben wieder von null anfängt. Es gibt also noch eine Menge zu tun!

Wie zahlte sich die transnationale Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern aus?

Die transnationale Zusammenarbeit ist der Mehrwert eines Interreg-Projektes. Obwohl zum Beispiel die Regulierungsprozesse in den Ländern unterschiedlich sind, konnten die Städte von Piloten mit autonomen Shuttles eine Menge voneinander lernen. Fragen von Akzeptanz, Methoden der Einbeziehung der Bevölkerung oder Maßnahmen für Entscheidungsträger sind überall anzuwenden. Insbesondere die Meetings vor Ort und der direkte Austausch mit den Partnern sorgten für neue Ideen und Ergebnisse. Für die Außendarstellung des Projektes war die gemeinsame Teilnahme von Projektpartnern an Konferenzen besonders wichtig. So hat das Projekt auf dem ITS-World-Kongress 2021 in Hamburg eine eigene Session organsiert – und provozierender Weise einem technisch-industriellen Publikum die wirklich wichtigen Inhalte von automatisierter Mobilität präsentiert.

Haben Sie Tipps für andere Interreg-Projekte (was war positiv, was war herausfordernd)?

Wie für viele andere EU-Projekte war die größte Herausforderung die Corona-Pandemie. Ein rein virtueller Austausch bringt nicht die Qualität von Kooperationen wie bei physischen Treffen. Daher war es wichtig, sobald es die Bestimmungen erlaubten, Projekttreffen wieder vor Ort stattfinden zu lassen. Wie schon beschrieben, war ein großes Plus von ART-Forum die Heterogenität der Partner. Erst damit konnte der Forum-Gedanke umgesetzt werden und Wissen aus verschiedenen Fachrichtungen generiert werden. Interreg-Projekte leben von den Menschen. Daher sollte neben der Einhaltung von Deliverables und übergeordneten Zielen das Miteinander gefördert werden.

Weitere Informationen zum Projekt

Projekt-Website ART-Forum

ART-Forum (Interreg North Sea Region Programme)

Torben Quickert

Torben Quickert (© Torben Quickert)

Torben Quickert ist bei der Freien Hansestadt Bremen Referent für automatisierte Mobilität und EU-Projektkoordinator für das Projekt ART-Forum.