Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Datum 07.06.2022 RegEnergy: Stadt-Land-Partnerschaften für mehr grüne Energie in Nordwesteuropa

Interview zu den Ergebnissen des Interreg-Projekts RegEnergy mit Projektleiterin Hélène Rizzotti vom Klima-Bündnis

Abschlusskonferenz des Projekts RegEnergy in Brest Métropole
Quelle: Pierre-François Watras

Die Energie in Nordwesteuropa kommt größtenteils immer noch aus endlichen Rohstoffen, auch der CO2-Ausstoß ist höher als anderswo. Das Interreg-Projekt RegEnergy (Renewable Energy Regions) zielt darauf ab, den Anteil an erneuerbaren Energien (EE) in der Region zu erhöhen. Gelingen soll das mit neuen Stadt-Land-Partnerschaften. Anlässlich der Abschlusskonferenz am 18. Mai 2022 in Brest Métropole (Frankreich) berichtet Hélène Rizzotti vom Klima-Bündnis über die wichtigsten Projektergebnisse.

Worum ging es in dem Projekt „RegEnergy“?

Die Reduzierung der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % – im Vergleich zu den Emissionen im Jahr 1990 – ist ein maßgebliches Ziel der EU. Im europäischen Green Deal wird eine Klimaneutralität bis 2050 angestrebt. Um diese europäischen Ziele zu erreichen, ist eine substanzielle Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien für Produktion und Verbrauch in ganz Europa nötig. Ziel des Interreg-Projekts RegEnergy ist es daher, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien durch die Schaffung von Angebots- und Nachfrage-Partnerschaften für erneuerbare Energien zwischen städtischen und umliegenden ländlichen Gebieten in Nordwesteuropa zu erhöhen. Neun Projektpartner aus sieben nordwesteuropäischen Ländern, die Metropolregionen, Städte, ländliche Gemeinden, regionale Agenturen, Wissenschaftseinrichtungen und Produzenten erneuerbarer Energien vertreten, entwickelten Strategien und Modelle die aufzuzeigen, wie solche Partnerschaften aufgebaut werden können.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Projekts für die deutschen Regionen?

Im Projekt RegEnergy hat der Projektpartner Klima-Bündnis den Mangel an regionalen Koordinationsstrukturen im Energiebereich als Haupthindernis für den Aufbau von Regionen für erneuerbare Energien in Deutschland ausgemacht. Deshalb wurde im Rahmen des Projekts die Initiative Region-N gegründet, ein bundesweites Netzwerk regionaler Akteure, das als Austauschplattform dient. Ziel ist es, dass die Regionen bis 2030 zu 100 % aus erneuerbaren Energien versorgt werden, ihr Energiesparpotenzial besser nutzen und so den Klimaschutz fördern.

Region-N besteht aus deutschen Kommunen und engagierten Akteurinnen und Akteuren aus Städten, Gemeinden, Landkreisen und Regionen, wie z. B. der Kreis Mettmann, der Landkreis Marburg-Biedenkopf, der Kreis Steinfurt, der Landkreis Gießen oder der Rhein-Hunsrück-Kreis.

Um der regionalen Energie- und Wärmewende neue Impulse zu geben, bietet Region-N die Möglichkeit sich bundesweit zu vernetzen, gemeinsame Konzepte zu entwickeln und Best Practices auszutauschen. Regelmäßige Veranstaltungen und Treffen sind zentrale Elemente des Netzwerks und ermöglichen die Bildung verschiedener Fokusgruppen, die sich auf wichtige Themen wie Solarenergie, Windenergie, Wärmeplanung, regionale Wertschöpfung oder regionale Kooperation konzentrieren. Durch diesen Bottom-up-Ansatz und dem umfassenden Austausch auf Verwaltungs- und Planungsebene können Strategien und Erfahrungen von Stadt-Land-Partnerschaften bundesweit geteilt werden. Weitere Informationen finden Sie unter: Region-N

Region-N
Quelle: Inga-Lill Kuhne & Klima-Bündnis

Wie geht es nach Projektabschluss weiter und wie können die Ergebnisse zukünftig genutzt werden?

Ziel ist es, die Ergebnisse auf weitere Regionen zu übertragen. Grundlage kann dabei der im Projekt entwickelte Leitfaden zum Aufbau von Partnerschaften zwischen Stadt und Land sein. In dem Leitfaden werden Modellfälle für den Aufbau von Regionen für erneuerbare Energien erläutert. Es wurden Pilotpartnerschaften in ganz Nordwesteuropa eingerichtet und in diese investiert, wie zum Beispiel:

  • Institutionelle Vorkehrungen für regionale Prosumenten
    In Frankreich arbeiten die Métropole Brest und die Region Mittlere Westbretagne auf der Grundlage eines „Gegenseitigkeitsvertrags“ zusammen, um die Erzeugung erneuerbarer Energien auf dem Land mit dem Wärme- und Stromverbrauch in der Stadt zu verknüpfen und so die Region als „Prosument“ zu etablieren. Durch den Vertrag können eine neue Form der interkommunalen Zusammenarbeit etabliert und somit institutionelle und administrative Hürden überwunden werden.
  • Aufbau von Infrastruktur
    In den Niederlanden wurden Rohrleitungen für Abwässer und Biogas zwischen einer Papierfabrik und einer Kläranlage gebaut.
Projekttreffen in Irland
Quelle: Ormonde
  • Regionale Angebot-Nachfrage-Ketten
    In Irland wurde eine alternative netzunabhängige Liefer- und Nachfragekette für Biomethan etabliert. Die lokale netzunabhängige Partnerschaft liefert Biomethan vom Hersteller Ormonde Upgrading mithilfe spezieller Transport- und Speicheranlagen direkt an die Kundinnen und Kunden und bietet ihnen so Zugang zu zusätzlicher bzw. alternativer erneuerbarer Energie
  • Bewältigung begrenzter Netzkapazitäten und intermittierender erneuerbarer Energieversorgung
    In der Schweiz wurde eine Methode entwickelt, mit der E-Mobilität und erneuerbare Energieerzeugung kombiniert werden können. Die aus Photovoltaikanlagen erzeugte Energie wird in ein Mikronetz eingespeist, welches den Verbrauch von Gebäuden innerhalb des Technologieparks und zusätzlich den von Elektrofahrzeugen deckt. Diese dienen gleichzeitig als mobile oder stationäre Batterien. Durch die Synergie zwischen E-Mobilität und erneuerbarer Energieerzeugung kann eine Überproduktion von Solarenergie für den Eigenverbrauch gespeichert und so der Druck auf das Netz verringert werden.
  • Ausgleich von regionalen Angebots- und Nachfrageprofilen
    In Irland wurde eine Softwareplattform entwickelt die die vor Ort erzeugte Energie aus Sonne und Wind innerhalb eines Clusters teilen und dann mit flexiblen Lasten und Batteriespeichersystemen optimieren kann.

Die Erfahrungen der Projektpartner wurden im Leitfaden (Results Brochure) zum Aufbau von erneuerbaren Energie Partnerschaften zusammengefasst. Detalliertere Informationen über die Leistungen der einzelnen Projektpartner finden Sie in den Factsheets.

Wie zahlte sich die transnationale Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern aus?

Die Partner von RegEnergy repräsentieren die verschiedenen Akteure, die im Bereich der erneuerbaren Energien involviert sind. Alle Projektpartner haben sich zuvor mit dieser Herausforderung auseinandergesetzt und somit wertvolle Erfahrungen eingebracht. So unterschiedlich wir auch sind – Metropolregionen, Städte, ländliche Gemeinden, regionale Agenturen, wissenschaftliche Einrichtungen und Erzeuger erneuerbarer Energien – so verfolgen wir doch alle einen gemeinsamen Ansatz: den Aufbau starker Partnerschaften, um die ländliche Erzeugung mit der städtischen Nachfrage nach erneuerbaren Energien zu verbinden.

Was hat Ihnen persönlich an der Arbeit im Projekt gefallen?

Was mir am besten gefallen hat, waren alle Fragestellungen im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Akzeptanz erneuerbarer Energien. RegEnergy fördert das Engagement der Bürger und der EE-Gemeinden als wichtige Akteure der regionalen Entwicklung. Lokale Energiegemeinschaften sind an der Ausarbeitung der verschiedenen Investitionen des Projekts beteiligt. Diese Frage der Akzeptanz erfordert einen sehr strukturierten Prozess, um alle beteiligten Akteure zusammenzubringen und ihnen eine gleichberechtigte Stimme zu verleihen, um ein ausgewogenes Projekt zu schaffen, das für alle Beteiligten von Vorteil ist. Dieser Prozess ist komplex, aber auch spannend! Er ist der Schlüssel zum Erfolg eines jeden territorialen Projekts.

Haben Sie Tipps für andere Interreg-Projekte (was war positiv, was war herausfordernd)?

Projekttreffen in Irland
Quelle: Climate Alliance

Neben den regulären Projekttreffen haben sich für uns die regelmäßigen Telefon- und Zoomcalls als sehr hilfreich erwiesen. Sie ermöglichten einen konstanten Erfahrungsaustausch zwischen den Projektpartnern und sorgten für schnelle Unterstützung bei eventuell auftretenden Herausforderungen. Dadurch wurde das Team-Gefühl gestärkt, die Qualität der Kollaboration verbessert und der Fokus auf die vorhandenen Aufgabenstellungen ausgerichtet.

Weitere Informationen

Projekt RegEnergy

Klima-Bündnis

Hélène Rizzotti

Foto von Hélène Rizzotti

Nach ihrem Studium der Literatur und Übersetzung hat Hélène Rizzotti als Projektmanagerin für Umweltprojekte in Italien, Frankreich, Deutschland und in der Karibik gearbeitet. Sie hatte die Gelegenheit, sich mit sehr unterschiedlichen Themen wie nachhaltige Fischerei und Aquakultur, Permakultur und Agroforstwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung und -management und neuerdings auch mit erneuerbaren Energien zu beschäftigen. Heute ist sie Projektmanagerin bei Klima-Bündnis und arbeitet an der Entwicklung von Umweltprojekten, die territorial und sozial verankert sind.