Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Datum 13.04.2022 YOUMOBIL: Verbesserung der Mobilität junger Menschen im ländlichen Raum

Interview zu den Ergebnissen des Interreg-Projekts YOUMOBIL mit Projektleiter Dr. Clemens Esser vom Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt

Foto Entwicklung einer ÖPNV-App INSA YOUNG im Projekt YOUMOBIL, © NASA GmbH

Bei dem Interreg-Projekt YOUMOBIL ging es darum, die Mobilität junger Menschen im ländlichen Raum zu verbessern, indem unter Beteiligung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum einen innovative digitale Lösungen für den öffentlichen Nahverkehr entwickelt wurden, zum anderen für ungenutzte und sanierungsbedürftige Bahn-Infrastrukturen (also z. B. für Bahnhofsgebäude) Ideen für eine neue Nutzung für und mit Jugendlichen entwickelt wurden. An den Pilotaktivitäten von YOUMOBIL beteiligten sich acht Partner aus Deutschland, Italien, Kroatien, Polen, der Slowakei und Tschechien. Anlässlich der Abschlusskonferenz am 17.03.2022 in Weißenfels berichtet Dr. Clemens Esser über die wichtigsten Ergebnisse des Projekts.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Projekts für Sachsen-Anhalt?

In Sachsen-Anhalt wurden im Rahmen von YOUMOBIL zwei Pilotaktivitäten umgesetzt: Zum einen wurde unter Mitwirkung junger Menschen die neue ÖPNV-App INSA YOUNG entwickelt, die seit März 2021 für iOS- und Android-Geräte zur Verfügung steht. Mit der INSA YOUNG-App stehen Rufbus-Buchung, Fahrplanauskunft mit Echtzeitdaten, Fahrrad-Routing und andere moderne Features mit dem Smartphone auch im ländlichen Raum von Sachsen-Anhalt zur Verfügung.

Zum anderen wurde damit begonnen, das Bahnhofsgebäude von Weißenfels wiederzubeleben. In mehreren Workshops haben Schülerinnen und Schüler aus Weißenfels eigene Ideen für den Bahnhof entwickelt, die in eine Machbarkeitsstudie eingeflossen sind.

Im nächsten Schritt haben Jugendliche aus der Region in einem einwöchigen YOUMOBIL-Jugendcamp damit begonnen, in den Räumen der ehemaligen Bahnhofsgastronomie einen Ort für junge Menschen zu schaffen.

Wie geht es nach Projektabschluss weiter und wie können die Ergebnisse weiterhin genutzt werden?

Interreg-Projekte bringen oft eher den Stein ins Rollen, als dass sie fertige Ergebnisse liefern. Dies gilt auch für YOUMOBIL. Wir haben gezeigt, dass sich moderne digitale Lösungen auch im ländlichen Raum einsetzen lassen, damit junge Menschen z. B. die Buchung von Rufbussen über ihr Smartphone abwickeln können und nachverfolgen können, wo sich ihr Bus gerade befindet. Allerdings setzt dies voraus, dass der regionale Nahverkehrsanbieter diese Daten für die App bereitstellt; hier konnte während der Laufzeit von YOUMOBIL ein Anfang gemacht werden.

Auch für die Bahnhofsrevitalisierung in Weißenfels wurde ein Weg aufgezeigt, beruhend auf den Ideen aus Workshops mit jungen Menschen und dem Jugendcamp in den ehemaligen Mitropa-Räumen des Bahnhofs. Nun ist es an den Akteuren vor Ort, die Räume dauerhaft mit Leben zu füllen.

In Brezno (Slowakei) befindet sich das investive Pilotprojekt von YOUMOBIL: Dort wurde ein sanierungsbedürftiges Bahnhofsgebäude bereits revitalisiert und kann nun neben seiner Funktion als Bahnhof mit verschönerten Aufenthaltsräumen und Außenbereichen auch als Eisenbahnmuseum und als Begegnungsort für das regionale Jugendparlament punkten.

Um die Lerneffekte des Projekts auch für andere Regionen verfügbar zu machen, wurden die Erfahrungen aus den Pilotaktivitäten umfassend auch in Bezug auf ihre Übertragbarkeit analysiert und dokumentiert. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der YOUMOBIL-Abschlusskonferenz der Fachöffentlichkeit vorgestellt und finden sich nun auf der https://www.interreg-central.eu/Content.Node/YOUMOBIL.html zum Download.

Bereits 2021 wurden die Erfahrungen aus den YOUMOBIL-Pilotaktivitäten in zwei Sommerschulen mit externen Expertinnen und Experten und Studentinnen und Studenten mit Best-Practice-Beispielen aus anderen Regionen verglichen; die Teilnehmenden konnten bei dieser Gelegenheit eigene Lösungsansätze entwickeln.

Wie zahlte sich die transnationale Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern aus?

Im Projekt YOUMOBIL haben wir mit Partnern aus sechs mitteleuropäischen Regionen zusammengearbeitet, die bereits über viel Erfahrung im Bereich Öffentlicher Nahverkehr im ländlichen Raum verfügen. Zudem konnten wir für die Beteiligung der Jugendlichen auf die Kooperation mit Schulen, Jugendverbänden und anderen Institutionen der Zivilgesellschaft zurückgreifen. Dadurch haben sich die Blickwinkel von Gebietskörperschaften, Mobilitätsagenturen, Wissenschaft und Stakeholdern ergänzt, man konnte Lösungsansätze außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts kennenlernen. Leider waren die Möglichkeiten, die internationalen Ansätze auch vor Ort in Augenschein zu nehmen, aufgrund der Corona-Pandemie stark eingeschränkt.

Was hat Ihnen persönlich an der Arbeit im Projekt gefallen?

Interreg-Projekte leben vom Austausch zwischen öffentlichen Partnern und der Zivilgesellschaft. Am Anfang steht die Bereitschaft, zuzuhören und neue Wege zu gehen. Im Rahmen von YOUMOBIL konnten Jugendliche aus allen Partnerregionen in Workshops eigene Vorstellungen entwickeln, wie sich die Mobilität junger Menschen in ländlichen Regionen verbessern lässt. Aus diesen Ideen entstanden die Pilotprojekte, die im Rahmen von YOUMOBIL umgesetzt wurden, auch wenn sich im Rahmen eines Erfahrungsaustausch-Projekts wie YOUMOBIL immer nur erste Schritte umsetzen lassen.

Weitere Informationen

https://www.interreg-central.eu/Content.Node/YOUMOBIL.html

Dr. Clemens Esser

Dr. Clemens Esser ist Referent im Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt, Referat Demografische Entwicklung und Prognosen, und Projektmanager für das Interreg-Projekt YOUMOBIL.