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Datum 24.11.2021 „Es ist uns gelungen, Grundlagen für Umsetzungsprojekte zur Vernetzung ökologischer Schutzgebiete im Donauraum zu schaffen“

Interview zu den Ergebnissen des Interreg-Projekts DaRe to Connect mit Projektleiter Martin Kuba vom BUND Naturschutz in Bayern e.V.

Exkursion einer Kindergruppe im Nationalpark Šumava (Böhmenwald) im Südwesten Tschechiens (© NGO Ametyst)

Das Interreg-Projekt „DaRe to Connect“ (Wage es zu verbinden) hat sich mit der Vernetzung des Schutzgebietsnetzwerks „Grünes Band“ im Donauraum befasst. Das Ziel war es, Defizite und vor allem Potenziale für die zielgerichtete Verbesserung der grenzübergreifenden ökologischen Konnektivität aufzuzeigen. Hierzu haben elf Partnerorganisationen aus dem Donauraum von 2018 bis 2021 innovative Analysemethoden für Fernerkundungsdaten entwickelt und in Pilotregionen gezeigt, wie diese Ergebnisse praktisch für Politik, Raumplanung und konkrete Naturschutzarbeit nutzbar sind, um die Lebenslinie, die das Grüne Band darstellt, nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln. Anlässlich der Abschlusskonferenz am 10. November 2021 berichtet Projektleiter Martin Kuba im Interview über die wichtigsten Projektergebnisse.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Projekts für die Pilotregion Bayerischer Wald-Šumava-Mühlviertel?

Im Rahmen des Projekts wurden aus Satellitenbildern der Copernicus-Mission Sentinel-2 räumlich hochauflösende Informationen zu Lebensraumtypen in der Pilotregion Bayerischer Wald-Šumava-Mühlviertel gewonnen. Auf dieser Grundlage konnten wir eine GIS-basierte Methode zur Ermittlung potenzieller art- und habitatspezifischer Korridore entwickeln. Die Methode wurde auf die Ermittlung grenzüberschreitender Korridore für Offenlandhabitate angewendet. In Kooperation mit dem Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ (gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt) wurde dann die Validität der ermittelten Korridore bestätigt. Die Methode wird interessierten Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung gestellt. Für die Region Bayerischer Wald sind hierfür vielerlei Anwendungen denkbar, beispielsweise die Optimierung der Lebensräume und Wanderkorridore von Wildkatze oder Waldbirkenmaus.

Über den Dialog mit den Stakeholdern aus Naturschutz, Verwaltung und Landwirtschaft auf bayerischer, tschechischer und österreichischer Seite konnten wir wichtige Prozesse anstoßen und voranbringen, die für die künftige Entwicklung des Biotopverbunds in der Region wichtig sind.

Wie geht es nach Projektabschluss weiter und wie können die Ergebnisse weiterhin genutzt werden?

Da das Projekt in die Initiative Grünes Band Europa eingebettet ist, wird DaRe to Connect eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten finden. Wir werden auch nach Projektende daran arbeiten, die hervorragenden Ergebnisse in Planungsprozesse hineinwirken zu lassen. So ist es beispielsweise den ungarischen Kolleginnen und Kollegen vom Nationalpark Őrség gelungen, die Erkenntnisse zu transnationalen Korridoren für verschiedene Vogel- und Schmetterlingsarten in nationale Planungsinstrumente zu ökologischen Korridoren einzubringen. Vor allem direkt in den Pilotregionen haben wir im Projekt die Grundlagen für Umsetzungsprojekte geschaffen, die nicht „nur“ wertvolle Lebensräume sichern, sondern dabei auch einen größtmöglichen Effekt auf die Funktionalität des Biotopverbunds entwickeln. Hier sind bereits Anträge beispielsweise für LIFE-Projekte (EU-Instrument zur Förderung für Umwelt und Klimapolitik) in Arbeit. Über das neue Förderprojekt der EU „BEST Belt“, das die European Green Belt Association im Oktober gestartet hat, gibt es auch die Möglichkeit, Umsetzungsmaßnahmen in einem gewissen Rahmen fördern zu lassen. Der BUND Fachbereich Grünes Band ist hier im Vorstand vertreten. Und schlussendlich sind auch zukünftige Interreg-Projekte natürlich eine sehr attraktive Möglichkeit, die im Projekt entstandenen Kooperationen weiterzuführen und die Ergebnisse weiter zu vertiefen.

Wie zahlte sich die transnationale Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern aus?

Die Maßnahmen, die in Dare to Connect entwickelt wurden, können die Durchgängigkeit zwischen den Schutzgebieten entscheidend verbessern (von der Entwicklung regionaler Naturschutzpläne über Förderungen für nachhaltige Landwirtschaft bis hin zu verstärkter länderübergreifender Zusammenarbeit zum Schutz des Grünen Bandes). Damit dieser Schutz funktioniert, ist eine gelungene grenzübergreifende Kooperation unabdingbar. Die Natur kennt keine Grenzen und nur so können wir sie – nicht zuletzt als Grundlage für die Menschen – schützen. Die transnationale Kooperation mit Partnerorganisationen aus den anderen Ländern ist immer für alle Seiten unglaublich fruchtbar. Man lernt unterschiedliche Perspektiven auf Themen einzunehmen und zu integrieren.

Was hat Ihnen persönlich an der Arbeit im Projekt gefallen?

Ich war sehr beeindruckt zu sehen, welche Schlagkraft unser tolles Projektteam mit unseren Ergebnissen entwickelt hat und das trotz der erschwerten Bedingungen, unter denen wir größtenteils nur online kommunizieren konnten. Die Arbeit am Grünen Band Europa ist etwas ganz Besonderes. Neben dem Naturschutz spielen hier auch immer historische und kulturelle Dimensionen mit hinein. Für mich ist das Grüne Band eine großartige Verkörperung der europäischen Idee von „In Vielfalt geeint“, an der ich sehr gerne mitarbeite.

Weitere Informationen:

Projektwebsite http://www.interreg-danube.eu/approved-projects/d2c

Dr. Martin Kuba

Dr. Martin Kuba (© Dr. Martin Kuba)

Dr. Martin Kuba vom BUND Naturschutz in Bayern e.V. (Fachbereich Grünes Band, Regionalkoordination Grünes Band Zentraleuropa) ist Projektleiter für das Projekt DaRe to Connect.