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Datum 11.11.2021 Das Interreg-Programm „Alpenraum“: Neuerungen und Förderschwerpunkte in der Periode 2021 – 2027

Interview mit Christina Bauer, Land Salzburg, Leiterin der Verwaltungsbehörde des Alpenraumprogramms

Gespanter Blick in die Zukunft des Alpenraums (Bildrechte: ph. Melany Dalle Ceste © Copyright Certottica scrl, 2019)

Die Staaten und Regionen des Alpenraums haben ein ambitioniertes Förderprogramm für die Periode 2021 – 2027 entwickelt. Im Sommer wurde der Entwurf zum Interreg-Programm „Alpenraum“ bei der Europäischen Kommission zur Genehmigung eingereicht. Als sogenannte Verwaltungsbehörde trägt das Land Salzburg wie in den Vorperioden die Gesamtverantwortung für das Programm. Christina Bauer, die Leiterin der Verwaltungsbehörde, erläutert im Interview die Förderschwerpunkte und Neuerungen des künftigen Programms.

Frau Bauer, die neue EU-Förderperiode 2021 – 2027 hat begonnen. Das Land Salzburg verwaltet das Interreg-Programm „Alpenraum“. Wann wird das neue Programm starten?

Letztes Jahr standen wir mit unseren sieben Partnerstaaten schon mittendrin in der Vorbereitung des neuen Programms und hatten schon eine Reihe von Stakeholder-Workshops in allen Ländern geplant, als die Covid-19-Pandemie unser aller Leben auf den Kopf stellte. Zum Glück konnten wir uns gut auf die für alle ungewohnte Situation einstellen. So fanden die Sitzungen zur Konzeption des neuen Programms nun zwar nur noch online, dafür aber öfter statt, da Diskussionen und Kompromissfindungen bei unterschiedlichen Standpunkten im virtuellen Raum freilich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Und statt der physischen Workshops organisierten wir online eine interaktive Stakeholder-Konsultation und kurze, thematische Seminare, die sehr gut angenommen wurden. Wir konnten dadurch die Programmierung zügig vorantreiben und das Alpenraumprogramm war meines Wissens das erste transnationale Interreg-Programm, das heuer im Sommer bei der Europäischen Kommission eingereicht wurde. Da die Europäische Kommission intensiv in die Programmierung eingebunden war, erwarten wir keine erheblichen Änderungen des Programmentwurfes mehr, der auf der Website https://www.alpine-space.eu/ abrufbar ist. Und der erste Aufruf zu Projekteinreichungen wird in Kürze, nämlich im November 2021 starten.

Wie werden die Förderschwerpunkte des neuen Alpenraumprogramms aussehen?

Das Programm wird „grüner“ werden. Im Bestreben, mit den Projekten und den dafür bereitstehenden EU-Fördergeldern Wirkung zu erzielen, haben sich die Partnerstaaten des Programms darauf geeinigt, einen klaren thematischen Fokus zu setzen. So wird es vor allem um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gehen und zur Risikovermeidung, grüne Infrastrukturen oder Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien. Das Alpenraumprogramm wird auch neue Themen wie Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und soziale Innovation aufgreifen. Das Programm wird Projekte zu 75 % aus EU-Mitteln (EFRE) kofinanzieren können.

Als das derzeitige Alpenraumprogramm geschrieben wurde, war noch unklar, ob es eine makroregionale Strategie für die Alpen geben würde. 2015 wurde die EUSALP (EU-Alpenstrategie) ins Leben gerufen und sie hat seitdem an Fahrt aufgenommen. In welchem Verhältnis stehen das Interreg-Programm Alpenraum und die EUSALP?

Die Koordination mit der EUSALP sowohl in Bezug auf die Vorbereitung des neuen Programms wie auch die Umsetzung des noch laufenden funktioniert aus meiner Sicht sehr gut, wie das Alpenraumprogramm im Übrigen auch sehr gut mit der Alpenkonvention abgestimmt ist. Was die EUSALP betrifft, so besteht eine enge Zusammenarbeit sowohl auf strategischer als auch operativer Ebene. Das Land Salzburg als Verwaltungsbehörde des Programms ist Mitglied im Exekutivausschuss der EUSALP. Das hat es uns ermöglicht, in der Vorbereitung des neuen Programms auf die Unterstützungsbedarfe der EUSALP gut einzugehen.

Auf operativer Ebene ist das Gemeinsame Sekretariat des Programms in allen neun Aktionsgruppen der EUSALP vertreten und das Programm ist darum bemüht, die Projektträger frühzeitig mit den Aktionsgruppen in Verbindung zu setzen. Damit stellen wir sicher, dass die Projektergebnisse bei den Umsetzern der diversen Politiken ankommen und aufgegriffen werden. Das Alpenraumprogramm profitiert von der EUSALP, indem es an Sichtbarkeit und politischer Wahrnehmung gewonnen hat. Und freilich wird auch das künftige Alpenraumprogramm die Arbeit der Aktionsgruppen wie auch des in Gründung befindlichen Sekretariates der EUSALP im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen. Auf Wunsch der Partnerstaaten wird der Kooperationsraum des Alpenraumprogramms künftig auch größer, um ihn an die Perimeter der EUSALP anzupassen; nun liegen auf deutscher Seite Bayern und Baden-Württemberg zur Gänze im Programmgebiet.

Das Alpenraumprogramm ist bekannt dafür, immer wieder Neues auszuprobieren. Welche Neuerungen dürfen wir für die Periode 2021 – 2027 erwarten?

Die Kommissarin für EU-Regionalpolitik, Frau Elisa Ferreira, hat vor einiger Zeit gesagt, dass ein gutes Interreg-Programm ein solches sei, das den Kopf in den Sternen und die Füße am Boden habe. Dieser Vergleich hat mir sehr gut gefallen und er entspricht dem, wie wir es im Alpenraum stets gehalten haben und weiterhin anstreben. Wir verstehen das Alpenraumprogramm als ein Instrument, mit dem wir immer wieder zukunftsgerichtete Diskussionen anstoßen können, welche die Trends und Herausforderungen aufzeigen, auf die sich der Alpenraum einstellen muss. Und gleichzeitig war es immer das Bestreben des Programmes, das Ohr ganz nah bei der Bevölkerung in der Region und den Organisationen zu haben, die Projekte entwickeln und umsetzen und immer wieder neue Projektpartner zu gewinnen. Um die Einstiegshürden für neue Partner herabzusetzen und etwa die Bearbeitung neuer Themenstellungen zu ermöglichen, wird man im neuen Programm neben den Projekten, wie sie bisher gefördert wurden, künftig auch kleinere, kürzere Projekte umsetzen können. Und wir haben eine Reihe von Maßnahmen vorgesehen, um die Einreichung und Abrechnung aller Projekte weiter zu vereinfachen.

Das klingt ja alles sehr interessant. Wo kann man mehr über das neue Programm erfahren?

Am 22./23.11.2021 findet in Salzburg die Kick-off-Veranstaltung des Programms statt, die auch online übertragen wird. Auch mit dem Konzept der Veranstaltung gehen wir neue Wege und ich lade Sie alle herzlich ein, sich das anzusehen. In jedem Partnerstaat steht ein nationaler Kontaktpunkt als erste Anlaufstelle für Fragen aller Art bereit. Und freilich können sich Projektinteressenten jederzeit auch an das Team der Verwaltungsbehörde und des Gemeinsamen Sekretariates wenden. Ich spreche deshalb von einem Team, weil die beiden Programmfunktionen seit Juli des heurigen Jahres vom Land Salzburg wahrgenommen werden; ein weiteres Novum im Programm, das eine positive Dynamik ins Programm gebracht hat. Wir freuen uns schon alle auf die ersten Projekteinreichungen.

Weitere Informationen:

https://www.alpine-space.eu/

Dr. Christina Bauer

Foto vonDr. Christina Bauer  (Quelle: Dr. Christina Bauer)

Dr. Christina Bauer ist seit mehr als 20 Jahren im Bereich Regionalentwicklung und EU-Regionalpolitik tätig und sie leitet das gleichnamige Referat im Amt der Salzburger Landesregierung. Seit dem Jahr 2001 arbeitet sie im Team der Verwaltungsbehörde des Alpenraumprogramms mit, seit 2015 trägt sie als Leiterin der Verwaltungsbehörde die Gesamtverantwortung für das Programm. Frau Bauer hat Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre studiert; regelmäßig hält sie Vorträge und publiziert Artikel, insbesondere zum Thema Vergaberecht in EU-Projekten.